Ausgewählte Aphorismen

von Shri Ramakrishna Paramhansadev

Vorbemerkung:
Shri R.K. war eine recht komplexe Persönlichkeit. Einerseits benahm er sich häufig wie ein Kind, das außer seiner göttlichen Mutter „Ma Kali“ nichts anderes kannte. Andererseits war er aber über die Brutalität des Lebens, die kompromisslosen Spielregeln der orthodoxen Gesellschaft, die atmosphärische Dichte im Familienleben sowie über Gier, Neid und Selbstsucht etc. erstaunlich gut informiert!

Er sprach nur in umgangssprachlichem Bengali, häufig vermischt mit dorfspezifischen Mundarten. Seine Erscheinung, seine unkomplizierte direkte und simple Art über die komplexe, tiefgründige Philosophie der hinduistischen Religion zu sprechen und sie zu erläutern, faszinierte die gesamte Gesellschaft.

Shri R.K. erzählte gerne und oft über seine eigenen beharrlichen und entschlossenen Bemühungen sowie seine Erlebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen. Und das mit großer Überzeugungskraft! Im Gegensatz zu den anderen epochalen Persönlichkeiten, konnte und durfte jeder kritische oder anerkennende Fragen stellen, primär spiritueller Natur, aber auch Fragen zu dem gesamten Spektrum von Hindernissen, denen man im Leben begegnet. Manchmal forderte er sogar auf: „Habt ihr Fragen?“ Oder er stellte sich selbst Fragen und führte die Antwort aus!

Die hier präsentierten Aphorismen basieren fast ausschließlich auf den sechs Bänden „Shri Ramakrishna Kathamrita“ sowie „The Gospels of Shri Ramakrishna“. Der Verfasser war Shri „M“. Sein vollständiger Name lautet: Mahendra Gupta (14.07.1854 – 04.06.1932). Er war Rektor einer Gesamtschule in Kolkata und kam mit Shri R.K. am 26.01.1882 in Kontakt. Er blieb an seiner Seite bis zu dessen Ableben am 16.08.1886. Zwischen 1882 und 1886 hielt er akribisch Shri R.K’s. mündliche Ausführungen, Erläuterungen, göttliche Offenbarungen sowie die Pflichten und Verhaltensregeln für eine lebendige Entwicklung zur spirituellen Erhabenheit etc. fest – mit Tag, Monat und Jahr. Literarisch betrachtet sind die Aufzeichnungen nicht besonderes anspruchsvoll, aber praktisch jede einzelne Zeile des Protokolls zeugt von einer tiefen Hingabe und herzbewegender Demut! Deshalb fand und findet diese einmalige Sammlung noch immer besondere Wertschätzung. Persönlichkeiten wie Romain Roland (Nobelpreis für Literatur 1915),Paul Brunton etc. haben wiederholt ihre Anerkennung für Shri M´s Übersetzung von „The Gospels of Sri Ramakrishna“ ausgesprochen!

1) Menschen zugeordnet zu spirituellen Kategorien

Die Vertreter der Spezies Mensch gehören vier Typen oder Kategorien an und diese entsprechen jeweils Ihrem spirituellen Entwicklungsstand!

a) Anhaftend ( bengl. Baddha), vollkommen absorbiert von Gier, Sinnesfreude und Verlangen.

b) Wunsch nach Befreiung im Herzen tragend (bengl.Mumukshu).

c) Befreit (bengl.Mukta), von Gier und Verlangen, trägt er konstant den Gedanken an Gott in sich.

d) Ewig erleuchtet (bengl.Nitya-Shiddha), der nur erscheint oder lebt um der Menschheit den richtigen Weg zu zeigen!

(vide: K. BD I. 27ff. 05.03.1882)

2) Die spirituelle Aufgabe der Befreiung für Menschen mit Familie

a) Sich regelmäßig in die Einsamkeit begeben, in der spirituellen Gemeinschaft verweilen, den Glauben an Gott pflegen und voller Inbrunst für die Befreiung beten!

(vide: K. Bd.I. 28 ff. 05.03.1882)

b) Wo willst du leben, außer in der Familie? Ich empfinde immer, dass ich mich in Ramas (myth. Fig) Ayodhya (Ramas Reich oder Familie) befinde! Als Rama nach der spirituellen Erziehung dem Familienleben entsagen wollte, schickte ihn sein Vater König Dasharashtra, zu dem erleuchteten Vaishishtha (hist.Fig). Als Vaishishtha Ramas tiefe Neigung zur Entsagung bemerkte, fragte er: „Rama, beantworte mir erst die Frage, ist Gott außerhalb seiner Schöpfung? Wenn das die Realität ist, kannst du dich von dem Familienleben entfernen.“ Rama wurde sich sofort bewusst, dass Brahma selbst die Einheit in Vielfalt ist. Die relative Realität ist nur ein Aspekt, eine Attitüde also Ausprägungsform der absoluten Realität. Das Leben, die Umwelt, das Universum, ja der gesamte Kosmos -all das sind nur Manifestationen von Brahma selbst! Rama senkte seinen Kopf.

(vide: K. BD.V.,90 ff., 16.10.1833)

c) Muss der Mensch für die Befreiung aus Samsara, das Familienleben hinter sich lassen? Nein! Ein Leben in der Familiengemeinschaft sollte kein Hinderungsgrund sein. Nur der Geist des Menschen muss in Gott ruhen. Die eine Hand soll tätig sein, die notwendigen Familienaufgaben zu erledigen, die andere Hand soll die Gnade Gottes erbitten. Eine Hand für „Dharma“ (Spiritualität), die andere Hand für „Karma“ (Verpflichtungen des Lebens).

Was zählt, ist nur der Geist! Du bist frei oder gefangen, nur im Geiste! Wenn du deinen Geist in göttliche Farbe tauchst, dann bekommt er mit der Zeit die Farbe von Erkenntnis und Erhabenheit. Aber umgekehrt kann dein Geist die Farbe von Gier und Verlangen annehmen!

Sprich doch voller innerer Überzeugung laut in dich hinein – ich bin frei, ich bin frei,- egal ob ich einsam hinter Klostermauern lebe oder in der Familie! Ich bin ein Sohn oder eine Tochter des mächtigsten Kaisers – nichts kann mich einsperren! Diese Zuversicht wird mit Sicherheit zum Erfolg führen! Als man mir das heilige Buch der Christen vorlas, hörte ich schon gleich zu Anfang von Sünde und Sünder! So ein Unsinn! Wer stetig im Geiste „ich bin ein armer Sünder“ sagt, der wird und bleibt auch ein Sünder!

Nimm eine unerschütterliche Glaubenshaltung an! Ich habe Zuflucht zu Gott genommen, jenseits der Anhaftung, Fehler und Sünden!

(vide: K. BD. I.,45ff. 27.10.1882)

d) Unser Geist ist wie die Milch. Wenn du deinen Geist nur mit Wasser aus dem „Familien-Teich“ nährst, dann wird ein wässeriges etwas entstehen. Aber wenn du dir etwas Mühe gibst und in der der Stille, ganz alleine, aus der Milch ein wenig Butter herstellst, dann und nur dann wirst du in der Lage sein, diese Bhakti-Butter, die Butter der Erkenntnis ohne weiteres dem „Familien-Teich“ zuzuführen! Die mit hingebungsvoller und mit ozeantiefer Liebe angereicherte Butter wird sich jedoch niemals mit dem Wasser des „Lebens- und Familien-Gewässers“ vermengen!

(vide: K. BD I., 106ff.,28.10.1883)

e) Ich weiß, dass es nicht einfach ist mit „Körper-Geist-Worte“ (skt. Kaya-Mana-Bakya) also voller Hingabe, eine spirituelle Ausrichtung in das Familienleben zu integrieren. Es gibt so viele Hindernisse: die Finanzen, Krankheiten, Meinungsverschiedenheiten, Schicksalsschläge, usw. Trotzdem wirst du einen Weg finden. Aber du musst es auch wollen! Hin- und wieder, so oft wie möglich, solltest du dich in die Einsamkeit zurückziehen und mit ganzer Aufmerksamkeit und Hingabe in Gedanken an Gott verharren!

Wie oft?

Am Anfang so oft wie möglich, denn hast du nicht gesehen, wie auf den Gehweg die „jungen Pflanzen“ immer umzäunt sind, um zu verhindern, dass die Kühe oder Ziegen sie wegfressen? Aber wenn die Pflanzen groß und erwachsen sind, dann kannst du sogar einen Elefanten an ihrem Stamm anbinden!

Deshalb:
Einkehr – Gewissenserforschung – Abstand – Gebet!

Trotz all seiner spirituellen Zurückgezogenheit, Enthaltsamkeit und Bemühungen kümmert sich ein Mönch letztlich nur um sich selbst. Ihr als Familienväter aber sorgt für viele. Dabei erlebt ihr die vielen Wellenschläge von Ebbe und Flut des Lebens, Freud und Leid des Alltags. Ihr könnt euch nicht einfach hinter einer Klostermauer verschanzen!

Deshalb soll sich ein Familienmensch mit Entschlossenheit bemühen vom Tagesallerlei Abstand zu nehmen im Geiste! Das wird, wenn es mit vollem Ernst und Hingabe erfolgt, mit Sicherheit Früchte tragen. Das Bündel von Familienaufgaben wird immer weniger werden. Gott selbst wird dafür Sorge tragen, dass ein erfolgreiches Morgen für deine Familie gewährleistet ist, um dir zu ermöglichen, dich unentwegt in Richtung seiner offenen Arme zu bewegen!

Es gibt Zeichen und Zeugnisse, die etwas über die spirituelle Entwicklung des Menschen aussagen. Zum Beispiel eine akute Interesselosigkeit gegenüber jeglichen materiellen Reizen oder wenn ihm die Namen der göttlichen Entitäten Tränen in die Augen treiben und ihm erschauern lassen! So wie ein Streichholz, das sich nur dann sofort entzündet, wenn es durch und durch trocken ist!

vide: (B. BD I . 154 ff .19.10.1884; B. BD II. 92 ff. 05,04.1884; dto. 107 ff. 21.04.1884; dto. 120 ff. 26.09.1884)

Ein Familienvater:
Bitte geben Sie uns Ihren Segen. Denn ohne Gnade der erhabenen Seele (skt. Mahatma) ist kein Erfolg möglich.

Shri R.K.:
Trotzdem, etwas Mühe ist unbedingt erforderlich. Wenn man davon überzeugt ist, dass fünf Meter unter der Erde unter sich, ein Schatz von Golddukaten lagert, dann beginnt man dort zu graben, Tag und Nacht, im Schweiße seines Angesichts. Dann, nach einiger Mühe, wenn die Schaufel den Rand eines Metallgefäßes berührt und ein vielversprechendes Geräusch wahrnehmbar wird, wird man noch eifriger graben, und das Metallgeräusch selbst wird einen mit Freude erfüllen und immer weiter treiben. So ist es auch mit dem Gebet!

(vide: K. BD. II. 171ff. 20.10.1884)

In der hinduistischen Religionsgeschichte sind viele erleuchtete Familienväter historisch belegt wie z.B. Dasharatha, Balmiki, Vyasdeva usw.

(K. BD. IV. 69ff. 02.02.1884); (dto. 234,235ff. 15.07.1885); (K. BD.V.4,5,7ff. 02.04.1882); ( dto. 87ff. 22.09.1883)

Denke daran:

„Nicht der ist ein Verlierer, der hinfällt, sondern der, der liegen bleibt.“

3) Die Assimilation von Jnana-, Raja-, und Bhakti-Yoga

Der Jnana-Yogi nennt ihn Brahma, der Raja-Yogi nennt ihn Param-Atma, der Bhakta-Yogi nennt ihn Shri Krishna – aber mit allen Bezeichnungen ist das selbe gemeint! Vedantin, der Jnana-Yoga praktiziert, folgt dem neti-neti Bewertungsprinzip und wenn sein Geist die transzendente Ebene erreicht, kommt die erhabene Stille, der analysierende Geist löst sich auf, und er gewinnt „Brahma-Erkenntnis“ (skt.Brahma-Jnana) und sagt, Brahma ist die ultimative Realität! Das Werden-Sein-Vergehen der Schöpfung ist das Spiel der Shakti, aber auf der Skala der Bewertung und Beurteilung ist alles Illusion. Nur Brahma selbst ist existent, sogar die Shakti ist irreal!

Aber nur auf Grund der Bewertungen wirst du keine Fortschritte machen können. Allein „Nirbikalpa-Samadhi“ befähigt dich aus Shaktis Wirkungs-Ebene zu befreien! Erst dort angekommen, wirst du mit Sicherheit erleben und erfahren, dass Brahma und Shakti eine untrennbare Einheit sind! Nur hier findet eine absolute Metamorphose des Bewusstseins statt!

So wie, dir die weiße Farbe einfällt, wenn du an Milch denkst oder dir unweigerlich die Hitze einfällt, wenn du an das Feuer denkst oder beim Eis die Kälte. Der Sonnenstrahl ist ohne die Sonne nicht denkbar! Die Welt der Phänomene, die relative Welt bildet also eine Einheit mit der Absoluten! Die mütterliche Urkraft (skt.Adya-Shakti) manifestiert sich in mannigfacher Weise ständig durch Werden-Sein-Vergehen. Diese Shakti nenne ich „Ma Kali“. Aber in der inaktiven oder statischen Phase (skt. Nischkrya) ist die Shakti Brahma selbst!

( vide: BD I. 42ff. 27.10.1882 und 79ff. 14.12.1882)

Der Raja-Yogi verfolgt die königliche Disziplin! Er strebt danach, die Begegnung der menschlichen Seele mit der göttlichen Seele zu ermöglichen. Deshalb muss man sich in die Stille-Meditation begeben um die vollkommene Sammlung des Geistes zu bewerkstelligen. Zuvor jedoch sollte man die ersten sechs Schritte von Patanjali´s „Yoga-Sutra“ beherrschen. Das sind: Yama, Niyama, Ashnana, Pranayama, Pratryhara, Dharana. Dann erfolgt über Dhyana (Meditation), Samadhi (Versenkung) – und der Praktizierende Yogi erlebt die Reflexion der göttlichen Seele in sich selbst und verliert sich in der Melodie der Ewigkeit. Raja-Yoga ist nur für besondere Entitäten ein gangbarer Weg!

In Bhakti-Yoga, sagt der Bhakta (der Strebende) voller Inbrunst, „Krishna, du bist der Herr, ich bin dein Diener. Du bist der Vater oder die Mutter, ich bin der verirrte Sohn oder die verirrte Tochter. Nimm mich bei der Hand und zeig mir den Weg zu dir! Er kennt keine anmaßende Äußerung wie „Brahma bin ich“, „Ich bin Er!“

Der Vedantin sehnt sich nach Brahma, ständig bewertend, immer auf der Suche nach der wahren Identität – dem Absoluten!

Der Bhakta ist immer in Bewegung – mit Ebbe und Flut im Herzen, -lachend, -weinend, -tanzend! Ein göttliches Wechselspiel mit dem Erhabenen also!

( vide: K. BD I. 92ff. 19.08.1880)

Die ultimative Wahrheit ist, dass alles dasselbe ist, ja eine einzige Einheit -„Ekameba Adytyam“ – es gibt nur das Eine und kein Zweites! Nur geben wir Ihm/Ihr/ – unterschiedliche Namen (Rik-Veda)!

(vide: K. BD I. 40ff. 27.10.1882)

Merke, dass Brahma und Shakti – die statische und die kinetische Energie eins sind – wie ein Diamant mit funkelndem Schliff, Eis und Kälte und so sind Para-Brahma und Para-Shakti, also die absolute Welt und die Welt der Phänomene untrennbar!

(vide: K. BD I. 100ff. 18.08.1883)

4) Die Bedeutung der schwarz/blaufarbigen Darstellung der Götter und Göttinnen

Auf diese Frage eines Gläubigen, antwortet Shri R.K.:
„Ma Kali“- ist schwarz, „Sri Krishna“ ist schwarz oder auch blau. Warum? Weil sie weit weg sind von uns! Aber wenn du ihnen im Geiste ganz nah bist, wirst du erleben, dass sie absolut farblos sind. Sowie uns der Himmel oder das Meer von weitem dunkel oder blau erscheint. Aber wenn man sehr nah herankommt, haben beide keine Farbe. Wenn man etwas Meerwasser auf die Handfläche schöpft – ist es farblos!

Erstaunlich ist jedoch, dass die Götter und Göttinnen die Farbe und Gestalt annehmen, die du dir voller Sehnsucht gewünscht hast!

Shyama (Ma Kali) ist Parabrahma selbst! Sie hat sowohl eine Gestalt als auch keine, sie ist ohne Eigenschaften und darüberhinaus – Unio Mystica!

(vide: K. BD.I. 93ff. 22.07.1883)

5) Warum gibt es nicht die Befreiung für alle?

Bedingtheit, Bindung und Befreiung obliegen Shakti. Die Menschheit ist in dem von ihr aufgeworfenen Maya-Netz gefangen, ja, die gesamte Schöpfung ist es. Nur Shakti ist in der Lage, uns davon zu befreien. Sie verkörpert die Variationen, die Vielfalt. Samsara ist ihr Ausdrucksspiel! Sie möchte, dass dieses Spiel weitergeht und deshalb gibt es die Befreiung nur für einige wenige!

( vide : K.BD.I. 114ff. 28.11.1883)

6) Shri Ramakrishnas Gebetswunsch an“Ma Kali“

Während meiner Gottesverehrung, habe ich die jede einzelne Blume bestrichen mit Chandan, sie „Ma Kali“ zu Füßen gelegt und ihr geopfert und habe dabei folgendes erfleht:

  • Mutter, nimm hier deine Sünde, nimm hier deine Tugend. Bitte gib mir im Herzen die reine hingebungsvolle Liebe zu dir!
  • Mutter, nimm hier deine Erkenntnis, nimm hier deine Unkenntnis. Bitte gib mir im Herzen die reine hingebungsvolle Liebe zu dir!
  • Mutter, nimm hier deine Reinheit, nimm hier deine Unreinheit. Bitte gib mir im Herzen die reine hingebungsvolle Liebe zu dir!
  • Mutter, nimm hier deine Religion, nimm hier deine Religionslosigkeit. Bitte gib mir im Herzen die reine hingebungsvolle Liebe zu dir!

(vide: K. BD I. 46ff. 25.10.1882 , dto 250ff. 27.10.1885, BD V. 256ff. 24.101885 )

7) Wer ist eigentlich ein Gurudev (spiritueller Lehrmeister)?

Weißt du, in welchem Zustand ich mich befinde? Ich esse, trinke, schlafe etwas – alles andere weiß die Mutter (die göttliche Mutter). Von den drei Rufen fühle ich mich wie von Dornen gestochen – Gurudev, Herr (Chef) und Vater!

Guru ist nur der „Satchidananda“ (die Abstraktion von Brahma). Er selbst kann dir den Weg erst zeigen, wenn du dich auch qualifiziert hast! Kaum haben sie etwas gelesen und gehört, und schon wollen alle als Gurudev fungieren. Aber wer will denn nur ein Aspirant sein?

Nur nach Erlangung der Befähigung und der Begegnung mit dem Göttlichen in uns, ist ein Erleuchteter in der Lage, dem Aspiranten den Erfolgsweg zu zeigen oder gar den Weg zu ebenen, wiez.B. Narada, Shukhdeva, Shankaracharya, Sri Chaitanya Mahaprabhu !

Gott kann man begegnen und er kann sich auch mit dir unterhalten und einen Lehr- oder Missionsauftrag erteilen. Dann werden deine Worte nicht nur Gehör finden, sondern die geistreichen Botschaften voller Virulenz , Brillanz und Eloquenz, deiner apophthegmatische Evangelien, werden über die Meere und Kontinente hinweg erschallen und die Menschen erleuchten!

(vide: K. BD I. 49ff. 27.10.1882)

Satchidananda selbst ist Gurudev. Er nimmt dich an der Hand und ermöglicht deine spirituelle Entwicklung.

Nach dem Erreichen des Brahma/Krishna -Bewusstseins, erlischt jede Bewertung und jedes Differenzierungsvermögen. Deshalb sagte doch der Erleuchtete Yanaka zu Shukhdeva (myth.Fig); „Wenn du Brahma-Erkenntnis erlangen willst, dann gib mir vorher mein Honorar!“ Warum? Weil nach dem Erreichen des Brahma-Bewusstseins der Unterschied zwischen Gurudev und Schüler verloren geht, denn beide sind eingetaucht und aufgelöst im Ozean von Brhamananda !

(vide: K. BD V. 35ff. 22.04.1883)

8 + 9) Der Weg der Gegenwart in Kali-Yuga

Jnana-Yoga, Karma-Yoga und Bhakti-Yoga die drei Yoga-Wege sind vielfach erfolgreich erprobt. Aber, wie gesagt, der Jnana-Yoga-Weg ist diesem Zeitalter des Kali-Yuga sehr schwer zu beschreiten. Denn man muss seinen Lebensunterhalt verdienen für sich und auch für die Familie. Aber Existenzkampf sowie Selbstdarstellungstrieb sind absolut nicht vereinbar mit der Transzendenz der Jnana-Ebene. Der beseelte Jnani sagt: „Ich bin nicht mein Körper, ich bin vollkommen, jenseits von Hunger und Durst, Trauer und Freude, Kummer und Krankheit, Geburt und Tod! Dieser von unerschütterlicher Überzeugung getragene Zustand ist für heutige Menschen also für die Menschen in Kali-Yuga kaum vorstellbar!

Auch der Karma-Yoga, wie er zum Beispiel in Vagavad-Gita beschrieben wird: „Ma Phaleshu Kadachana…“ (nicht ergebnisorientiert handeln), ist in Kali-Yuga kaum praktizierbar, zumal sogar ein Mönch ergebnisorientiert handelt! Im Schweiße deines Angesichts musst du deine Lebensaufgabe erfüllen! Das Fieber ist hoch und die Zeit ist knapp. Da hilft kein Ayurveda, sondern es muss Aspirin oder Paracetamol her!

Deshalb ist der Bhakti-Yoga der Weg dieser Epoche. Denk an Gott, sing seinen Namen mit zugeneigtem Herzen und bete mit Hingabe!

An einige der Gläubigen:

Ihr übt Bhakti-Yoga, singt Harinam, denkt auch an die göttliche Mutter. Ihr seid ehrbar! Eure emotionale Stimmung und euer Zustand des Geistes sind gut. Ihr sagt nicht, dass die Schöpfung eine Illusion ist. Ihr liebt und verehrt Gott als Person. Das ist gut! Wenn ihr voller Hingabe, ohne Unterlass voran schreitet, werdet ihr mit Sicherheit seine Gegenwart erleben!

Wenn ein Mensch, tief im Laster versunken, ernsthaft und bewusst nach Befreiung und Erkenntnis strebt, kann auch er , mit der Gnade Gottes, sein Ziel erreichen! Das ist so wie mit einem Raum, in dem Hunderte von Jahren Dunkelheit herrschte. Er kann durch eine kleine Flamme im Nu erhellt werden, so geschieht es auch mit uns Menschen!

Bereinige deinen Geist und deine Seele (skt.Chitta-Shuddhi). Dann wird sich, auf dem gereinigten Spiegel der Seele, die Primordiale-Kraft mit Attitüden also in einer bestimmten Ausgestaltung (skt.Shaguna-Adyashakti) manifestieren. Die Reflexion ist „Adyashakti“ (konvergente Kraft). Aber dazu muss dieser Seelenspiegel vollkommen rein sein, sonst gibt es keine Reflexion! Solange im „Ich-tue-es“ (skt.Ahamkara) Wasser die Sonne reflektiert, muss man davon überzeugt sein, dass wenn ich wahr bin, dann diese Reflexion der Sonne auch wahr ist! Das heißt: Solange sich die Sonne im Ego (skt.Ahamkara) reflektiert, ist die Reflexion der Sonne nichts anders als dein Ego. Wenn du dir jedoch die Annäherung an Brahma (das Absolute) wirklich wünschst, dann musst du mit Hilfe der Reflexion in die wahre Sonne blicken. Die Shaguna-Brahman (Brahma mit Attitüden also der Erscheinungsform der Shakti) wird dich zu „Nirguna-Brahma“ hinführen. Weil „Shaguna“ und „Nirguna“ eine unzertrennliche Einheit bilden!

Jnana-Marga ist auch ein Weg, aber wie gesagt, er ist äußerst schwierig zu beschreiten. Im Kali-Yuga kaum möglich! Ein Hauch der sechs inhärenten Laster wie Sinnesfreude, Zorn, Versuchung, Vernarrtheit, Eitelkeit, und Neid sowie der Glaube an die These, dass die Schöpfung eine Illusion ist, existiert -„so etwas“ wird für die Menschen von heute weder nachvollziehbar noch praktikabel bleiben!

(vide: K. BD.I. 163ff. 19.10.1884)

Über den Jnana-Marga kann ich nur ergänzen, wie kannst du erfahren, dass du keinen Körper, keinen Geist oder Intellekt hast! Dass du jenseits bist von Krankheit und Tod, Freud und Leid, unabhängig vom Sinnenrausch und dem Umfeld das du ohne Unterlass wahrnimmst. Dass alles das nur eine Illusion ist! Über die Bedingungen, dies zu erfahren, lässt sich trefflich reden, aber eine konsequente Umsetzung ist heute so gut wie unmöglich!

Aus diesem Grund hat, Sri Chaitanya Mahprabhu lebenslang den Bhakti-Marga als den Weg, der beschritten werden soll, angepriesen! Der Bhakti-Yoga ist die Religion der heutigen Epoche.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Ziel der Bhakta (Verehrer) ein anderes ist, als das der Vedantin oder der Karma-Yogi! Alle können auf ihrem eigenen Weg das Brahma-Bewusstsein erlangen – dasselbe Meer des Seins!

Vergiss nicht, dass Gott immer empfänglich für die Liebe seiner Verehrer ist!

(vide: K. BD. I. 216 ff. 22.10.1885, BD.II. 69,70 ff. 28.11.1882, BD IV. 8,9 ff. 01.01.1883)

Denk an die Worte von Laotse:

„Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung!“

9 + 10) Ist Brahma, der Absolute mit oder ohne Gestalt?

Brahma hat eine Gestalt und hat auch keine Gestalt. Für einen Vedanta-Yogi (Jnana-Yogi )beispielsweise, der die Schöpfung als Illusion und Täuschung betrachtet, ist Brahma ohne Gestalt. Auf der Ebene der Transzendenz angekommen, erkennt er sich selbst als Teil des Ganzen, aber einen ultimativen Brahma kann er nicht definieren. Was als Melodie im Herzen erklingt, ist eine untrügliches Zeugnis des ewigen Seins!

Wie wenn du zum Beispiel, eine Zwiebel schälst – erst entfernst du die rote Schale, dann die dicke weiße, und zum Schluss hast du nichts mehr in der Hand! So ist der Weg auch in Jnana-Marga. Am Ende findest du nichts mehr vor von dir! Wer soll da noch danach suchen und bestätigen, welche Form und welche Farbe Brahma wohl hat!

Eine Puppe aus Salzkristallen wollte wissen, wie tief das Meer ist, ging ins Wasser und verschwand. Sie hatte sich aufgelöst und kehrte nicht zurück, um zu berichten!

Für den Bhakta-Yogin ist Brahma voller Attitüden und er erscheint immer in der Gestalt, wie der Bhakta ihn sich wünscht und verehrt! Er hört mit Sicherheit auch dein hingebungsvolles Gebet und wird dich an die Hand nehmen, wenn du soweit bist! Im Bhakti-Marga ist es etwas einfacher und leichter, Brahma in der Gestalt zu begegnen, die du im Geiste visualisierst und um die du auch gebetet hast. Ja, er erwartet dich!

(vide: K. BD I. 50,61ff. 28.10,1882)

Wir sind endlich, Brahma ist aber unendlich. Um sein Antlitz, sein Licht und seine Gegenwart zu erleben, musst nur beten mit einem Herzen voller Hingabe und Inbrunst.

Wenn eine Flasche Wein ihren Zweck erfüllt, was macht es für einen Sinn zu wissen, wievielhundert Flaschen der Weinhändler im Lager hat? Du sitzt unter einem Mangobaum voller reifer Früchte, isst soviel Mangos wie du kannst! Wozu musst du wissen wollen, wie viele Mangobäume es im Garten gibt und wie viele Blätter sie tragen?

Ob Brahma mit oder ohne Gestalt ist, lässt sich kaum erörtern in der Welt der Begriffe! Wenn Brahma unendlich ist, wie kann er in der Begrenztheit einer Form eingeschlossen sein? Außerdem, wenn er eine Form annimmt, warum haben wir dann so viele Göttergestalten (im Westen Götzen genannt!!) in den Tempeln?

Du kannst das nur dann verstehen, wenn du seine Gnade erfahren hast! Für den wahren, ergebenen Gläubigen, nimmt er eine spezifische Form an!

In Grunde genommen ist er endlich und unendlich zugleich! Wie zum Beispiel ein Ozean, ja der Saccidananda-Ozean, grenzenlos, immer in Bewegung, dahinfließend. Durch die hingebungsvolle Kraft der Bhakti-Yoga, formt sich das Wasser zu Eis und erscheint in der Gestalt, die der Shadhaka (der ergebene Verehrer) sich gewünscht hat. Dann, im weiteren Verlauf, also im Zustand des „Samadhi“, wenn die Sonne der Erkenntnis aufgeht, schmilzt die Gestalt und geht wieder in den Brahma-Ozean ein. Auch der Verehrer taucht ins Licht des unendlichen Strom der Divinität ein. Nachdem er in die Normalität, zurückgekehrt ist, wird er jedoch niemals in der Lage sein, das Erlebte zu beschreiben!

(vide: K. BD I. 212ff. 22.10.1884)

Mann und Frau, Shri Krishna und Shri Radhadevi, Brahma und Shakti (also Chitshakti und Adyashakti) sind eine Einheit! Auch Vedanta bestätigt diese Tatsache!

(vide: K. BD II. 151ff. 11.10.1884, BD IV. 4ff. 01,01.1883, BD V. 63ff. 25.06.1883)

Wie gesagt, in der Schöpfung hat sich Brahma selbst limitiert, trotzdem bleibt er unbeschränkt und grenzenlos! Obwohl Vedanta auch beschreibt, dass es eine Illusion wäre, dass Brahma die ultimative Wahrheit der Schöpfung ist. Nichtsdestotrotz, solange du ein Ego-Bewusstsein besitzt, ist die Schöpfung real! Nur in der transzendenten Erhabenheit des göttliches Lichtes (skt.Purna-Jnana/ Bijnana) angekommen, erkennt, erlebt und empfängt man die absolute Wahrheit!

Auf dieser vollkommenen Erkenntnisebene erfährt man, dass alles, aber wirklich alles dasselbe ist! Ob lebendig oder tot, belebt oder unbelebt; ja ob du jemanden aus ethischem Grund tötest oder nicht, alles ist dasselbe, denn die göttliche Seele in jedem und allem- ist und bleibt unzerstörbar!

(vide: Vagavad Gita, Verse 20 bis 24 Abschnitt 2)

Es ist so wie das Meer! Ob dort die Wellen entstehen oder das Wasser ruhig dahinfließt, es ist und bleibt das selbe Meer!

(vide: BD IV. 218. 219ff. 14.07.1885, BD V, 36ff. 22.04.1883, dto. 150ff. 18.08.1885, dto. 98Ff 22.12.1883)

11) Der Ursprung von Kundalini-Yoga nach dem vedischen „Sapta-Bhumi“-Prinzip

Bezugnehmend auf die Erkenntnis und den Erfahrungsweg gibt es in den Veden die Beschreibung von „sieben Ebenen“(skt. Sapta Bhumi) für die sukzessive Entwicklung des menschlichen Geists.

Wenn man als Familienmensch lebt, ruht der Geist in den Bereichen der unteren Extremitäten, also bis zum Nabel. In diesem Zustand ist der Blick des Geistes nach unten gerichtet. Durch konstante und bewusste Übung, wenn der Geist sich aufwärts bewegt, erreicht er das Herz-Chakra (Anahata-Chakra), die vierte Ebene. Schon hier spürt man die spirituelle Veränderung des Geistes und erlebt bereits göttliche Lichtquanten und verblüfft fragt der Übende sich: was ist das! Was ist das! Dabei verliert er die enge Bindung an die Familie und das Umfeld! Die fünfte Ebene der Bereich von Mund und Hals. Ist diese Stufe erreicht, hört und spricht man nur von metaphysischen Themen, von sonst nichts! Unsere Stirn ist der Bereich der sechsten Ebene. Hier angekommen, begegnet der Übende der strukturellen Manifestation Gottes und möchte ihn nun umarmen! Aber das gelingt ihm nicht, weil noch ein Hauch von Ego vorhanden ist! Wie bei einer Laterne. Du willst die Flamme berühren, aber das ist nicht möglich, weil ein Schutzglas das Vorhaben verhindert. Die letzte, also die siebte Stufe, befindet sich im Bereich der Kopfmitte. Dort verschmilzt der Geist in transzendenter Brillanz, erlebt Samadhi (die ultimative Versenkung) und erfährt die Gegenwart von Parabrahma!

Aber nach der Rückkehr in die Normalität, ist der Übende nun fast ohne Bewusstsein und stirbt im Laufe von 21 Tagen! Nur epochale Persönlichkeiten (Nitya-Shiddhas) kehren zurück, um sich den ihnen übertragenen Aufgaben in der Welt zu widmen! Beispiele sind u.a. Balmiki, Vyasdeva, Shri Chaitanya!

(vide: K. BD I. 62,63,64ff 28.10.1882, BD I. 76ff 14.12.1882)

Bezugnehmend auf „Shiva-Samhita“ äußerte Shri R.K., dass Ira, Pingala und Shushumna die drei virtuellen Kapillaren (Energiebahnen) sind. Im Shushumna befinden sich die Lotosblüten – als Symbole für die Woge der Erkenntnis. Sie sehen aus wie Pflanzen aus Wachs, mit Ästen und Zweigen. Die inaktive Shakti ruht in zusammengeringelter Schlangenform in Muladhara-Chakra. Das ist ein vierblättriger Lotus. Die Urmutter (Adya-Shakti) ist in jedem Körper gegenwärtig.

Auf reiferer Stufe des Bhakti-Yoga, durch entsprechende zielgerichtete Meditation wird sie recht schnell wach und fängt an, sich in Richtung „Shahasrara“ (tausendblättriger Lotus) zu bewegen. Ohne Erwachen der Shakti ist eine Begegnung mit dem göttlichen Geist unmöglich!

(vide: K. BD IV. 50ff, 24.12.1883, dto. 115,116ff 03.07.1884, dto. 237, 238ff, 09.08.1885)

12) Die verschiedenen Schichten (skt. Kosha) des Körpers und der Zustand nach „Samadhi“

Der Mensch ist umhüllt von vier Koshas (Mänteln). Die Sthula (grobstoffliche), Shuksma (feinstoffliche), Karana (kausale) und Mahakarana (erhabene Ebene).

Wer die Mahakarana-Stufe erreicht hat, erlebt die ewige Stille. Aber das ist nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern eine Lichterflut von ultimativer Stille umhüllt. Der Shadhaka (der Strebende) verliert sich selbst! Wieder zu sich gekommen, kann er deshalb nichts von dem Erlebten berichten. Außerdem ist es nicht möglich, auf der Meta-Karana-Ebene lange zu verweilen, so wie du auf der höchsten Stufe der Tonleiter nicht lange ausharren kannst!

Das können nur wenige Menschen, sie werden „ewigerleuchtet“ (skt. Nitya-Shiddha) genannt, wie z.B. Shri Chaitanya Mahaprabhu!

(vide: K. BD.II. 122ff., 28.09.1884)

Es gibt Menschen, die haben ein paar Zeilen aus den Kommentaren der Advayta-Vedanta des Adi Shankaracharya in der Übersetzung gelesen und schon betrachten sie sich voller Stolz als bewanderter Jnana-Yogi und bieten „Wochenend-Kurse“ an!

Aber ein wahrer erleuchteter „Jnani“ lebt sehr einfach, ohne jegliche Ego-Bindung. Doch dieser Zustand ist nur für denjenigen Menschen erreichbar, der die Metaebene, die Stufe der meditativen Verschmelzung, erklommen hat. D.h. eine Stufe also, auf der der Yogi in einem unaufhörlichen Strom göttlicher Wellen lebt. Er sieht keinen Unterschied zwischen sich und all den anderen, und lebt jenseits der Ego-Begrenzung!

Das ist so: In der Sonne siehst du deinen eigenen Schatten, das ist Ego-Dominanz! Aber um zwölf Uhr hast du keinen Schatten mehr von dir! Nach dem „Samadhi“-Zustand ist der „Aham-Schatten“ nicht mehr wahrnehmbar!

(vide: K. BD II. 203ff., 24.04.1885)

13) Die Verschiedenheit in Bhakti-Marga

Es gibt zwei Arten von Bhakti-Yoga: „Prema-Bhakti“ und „Raga-Bhakti“.

„Prema-Bhakti“ ist die hingebungsvolle Liebe zu Gott. Wie sie Shri Chaitanya Mahaprabhu lebenslang demonstrierte! Ohne diese tiefe Liebe ist die Begegnung mit der göttliche Seele unmöglich!

„Raga-Bhakti“ heißt auch „Boidhi-Bhakti“. Das ist der Weg über Rituale und Zeremonien. So viele Gebete wie möglich, so oft wie möglich eine Opfergabe, so häufig wie möglich fasten, immer wieder eine Pilgerreise machen — all dies ernsthaft praktiziert, könnte schließlich zum („Prema-Bhakti“) „Raga-Bhakti“ führen!

(vide. K. BD.I. 79,80ff., 14.12.1882, dto. 185ff. 26.10.1884, BD.IV. 180ff., 02.10.1884)

14) Die Gnade Gottes

Ohne die „Reinigung des Geistes“(skt.Chitta-Shuddhi), ist die Begegnung mit der göttlichen Seele nicht möglich. Dein Geist ist wie eine Nadel aus Stahl und der Gottesgeist ist ein magnetischer Berg. Solange die Nadel umhüllt ist von Gier , Neid und Verlangen, wirst du die spirituelle Regung oder Sehnsucht kaum spüren. Aber sobald du diese Umhüllung durch Hingabe, Gebete und Tränen abgetragen hast, wirst du unweigerlich durch den Magneten angezogen. Dann begegnest du deinem wahren Selbst!

Dazu benötigst du jedoch auch die göttliche Gnade, denn ohne sie ist nichts möglich! Solange du die Haltung „ich bin der Chef“ einnimmst und danach handelst, wird nichts geschehen. Es bleibt beim flehenden Gebet und bei Bitten wie:

„Dehi Taba Padapallava Mudaram“ ((Bitte gib´ mir deine Lotosfüße)!

Erst im Lichte der Gnade wird das Göttliche erkennbar und wahrnehmbar! Gott ist wie die Sonne der Erkenntnis und Weisheit. Ein winziges Strahlen davon ermöglicht uns, die Welt, das Universum zu sehen, zu erkennen und auch zu bewerten. Wenn er uns mit einem Lichtstrahl aus seinem Antlitz leuchtet, dann geht unsere ewige Sehnsucht in Erfüllung!

(vide: K. BD. I. 88ff., 14.12.1882)

15) Die Eigenschaften der drei „Gunas“ (Primordiale Charakteristiken)

Frage: Ist die Nächstenliebe auch eine Fessel?

Oh! Das ist ein sehr fortschrittlicher Aspekt! Selbstlose Nächstenliebe entsteht aus Sattva-Guna. Sattva-Guna bewirkt die Existenz; Rajas -Guna bewirkt das Erschaffen und Erhalten und Tamas-Guna sorgt für die Zerstörung!

Aber Parambrahma ist jenseits der Gunas!

Sattva-Rajas-Tamas die drei sind Diebe! Ich erzähle euch eine Geschichte:
Ein Waldbesitzer durchquerte einen Wald. Plötzlich tauchten drei Banditen auf und rissen sein Hab und Gut an sich. Einer der Diebe sagte: „Er kann uns verraten, besser bringen wir ihn um.“ Der andere antwortete, dass sie sich diese Mühe sparen könnten, wenn sie die Hände und Füße des Waldbesitzers anbinden und ihn so liegen lassen würden. Das taten sie und suchten das Weite. Nach einer Weile kam der dritte Dieb zurück und sagte zum Gefesselten:“Du leidest so sehr, komm, ich befreie dich von den Fesseln und bringe dich bis zur Hauptstraße“. Der Dieb begleitete den Waldbesitzer bis zur Straße und empfahl noch ein Stück weiter zu gehen, denn hinter der nächsten Biegung befinde sich schon sein Haus. Der befreite Man sagte daraufhin: „Du hast mich befreit und mir so sehr geholfen, komm doch mit in mein Haus. Ich würde mich sehr freuen!“ Der dritte Dieb sagte leicht schmunzelnd:“Nein, ich darf nicht weiter gehen, denn die Polizei kann jederzeit auftauchen und mich verhaften“.

Der Wald ist das Leben. Hier befinden sich die drei-Guna -Banditen um die Tattvas (metaphysische Prinzipien) zu rauben. Tamas-Guna kann vernichten, Rajas-Guna fesselt Menschen in Samsara, Sattva-Guna klärt und schärft den Blick, beflügelt den Geist, ebnet den spirituellen Weg, aber zeigt nur das Ziel!

Aber von der Wegweisung durch Sattva-Guna bis zur Parambrahma-Erkenntnis und -Erfahrung ist es noch ein weiter Weg, denn Parambrahma ist „Trigunatit“ also Transzendenz!

(vide: K. BD.I. 91Ff 22.07.1883, BD. IV. 91ff. 23.03.1884).

16) Die Frage von Laster und Tugend

Die Antwort ist Ja und Nein! Solange du „Aham“(Ego) behältst, hast du auch die Differenzierung von Gut und Böse, Liebe und Last. Solange du das Göttliche in dir nicht erlebst und erfährst, musst du mit der Bewertung durch das Gewissen leben! Nach der spirituellen Erfahrung bekommst du eine ganz andere Sichtweise auf Gut und Böse und wirst kaum in der Lage sein, etwas Untugendhaftes zu tun – weder direkt noch indirekt. Denn dann trägt Gott selbst dein Laster!

Warum hat Gott überhaupt das Böse in der Welt hervorgebracht? Die Theodizee Frage!!

Es ist der Wille und das unerklärliche Spiel Gottes! In seinem magischen Netz von „Maya“ (Täuschung und Verblendung) findet sich sowohl Erkenntnis als auch Unkenntnis. Die Dunkelheit ist notwendig um die Wertschätzung des Lichts zu glorifizieren. Wer die sechs kardinalen Leidenschaften (skt. Ripus) beherrscht, der ist in der Lage die spirituelle Erhabenheit zu erlangen. In der Natur wirst du die gleichen Gegensätze vorfinden – süß und sauer, Heilpflanzen und Giftpflanzen. Ohne diese Gesetzmäßigkeit, wie z.B. die Zuneigung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen, wäre der bunte Strauß der Schöpfung unmöglich!

(vide: BD. V. 5ff. 02.04.1882, dto. 24ff, 12.12.1882)

17) Die Stellung von Karma-Marga – heute!

Shri R.K. Fragte einen Gläubigen namens Pratap:

„Du hast doch England und Amerika besucht, welche Besonderheit ist dir bei den Menschen dort aufgefallen?“

Pratap: Dort sind fast alle mit Arbeiten und dem Genießen von Sinnesfreuden beschäftigt, mit Ausnahme von einer Handvoll Menschen, der Rest schwelgt in Rajas- und Tamas-Guna!

Shri R.K.: Das ist aber nicht spezifisch für den Westen. Hier gibt es das auch! Weißt du, das ist die Exposition von „Karma-Kända“(Aktion-Veranstaltungen). Aber es sind rudimentäre Bestrebungen. Ohne Sattava-Guna (Hingabe, Gewissen, gewisse Zurückhaltung, Empathie usw) ist es nicht möglich, den Weg der Erhabenheit zu beschreiten.

Andererseits, ist es unmöglich, sich von Tätigkeiten vollständig fernzuhalten, wie Vagavad-Gita sagt: deine Natur wird dich anhalten, die Tätigkeit auszuführen. Deshalb sagt Shri Krishna in Vagavad-Gita „Ma Fäleshu Kädachenä..“ Also kein ergebnisorientiertes Handeln! Nicht mal ein streng-asketischer Mönch ist davon befreit!

In Kali-Yuga, ist es kaum möglich, die Tätigkeit (Karma), ohne latentes Verlangen auszuüben. Du denkst, dass du vollkommen frei von jeglichen persönlichen Erwartungen agierst, aber im Hinterkopf sammeln sich deine verborgenen Wünsche und du bist dir kaum dessen bewusst!

Deshalb sage ich so oft, in Kali-Yuga ist der Bhakti-Yoga die Religion und der Weg! Mit hingebungsvoller Verehrung bete wie „Narada“(myth.Fig), sag´: Gott, gib mir Erkenntnis, gib mir Hingabe, beschränke meine Tätigkeiten nur auf die Erhaltung des Lebens. Die Arbeit, die ich tun muss, sollte ich nicht „ergebnisorientiert“ durchführen.

Anbetung und Verehrung sind auch Tätigkeiten, jedoch erhabene!

Fang an zu beten, zu meditieren, gehe immer weiter trotz der Widerstände, der Unlust, der Nackenschläge schreite voran ohne Unterlass!

Nun hör einer Geschichte zu:
Ein Holzfäller traf im Wald einen Brahmachari (Asket), der ihm sagte: Gehe weiter, gehe immer weiter! Der Holzfäller kam nach Hause und überlegte die ganze Zeit, warum der Asket ihn aufgefordert hatte, immer weiter zu gehen. Am nächsten Tag befolgte er die Anweisung und ging im Wald ein ganzes Stück weiter und entdeckte ein Waldstück voller Sandelholz. Er freute sich sehr, holte das Holz und verkaufte es für viel Geld. Einige Zeit später erinnerte er sich , dass der Asket ihn doch aufgefordert hatte, immer weiter zu gehen. Da ging er im Wald wieder ein Stück weiter und entdeckte eine Silbermine, und er wurde noch reicher. Danach ging er immer weiter und weiter und fand Goldminen, Diamantenminen und wurde steinreich!

Genau so, solltet auch ihr immer weiter gehen, beim kleinsten Erfolg euch nicht gleich ausruhen. Nach Silber,Gold und Platin findet ihr auch Diamanten als Form der Offenbarung des Allmächtigen!

(vide: K. BD.I. 126ff / 127ff. 15.06.1884; BD.II. 174ff. 25.10.1884)

Weißt du was „Dharma“( Religion) bedeutet? Heute versteht man darunter nur Rituale, Dogmen (skt.Bodhi-Dharma). Das entspricht dem Karma-Yoga. Dieser Karma-Yoga im Sinne von Vagavad-Gita ist für die Menschen der Gegenwart nicht praktikabel!

(vide: K. BD,II. 161ff. 11.10.1884)

18) Die Stufen der Erleuchtung

a) Wer gerade angefangen hat, sich entsprechend um Erkenntnis zu bemühen und zu beten, um Gottes Gegenwart zu erfahren, heißt „Probartak“ (Novize/Vorsteller). Er streicht sich Chandanpaste auf die Stirn, trägt eine Girlande um den Hals und führt einige rituelle Handlungen durch.

b) Der „Shadhaka“( fortgeschrittener Gläubiger) hat sich weiter entwickelt. Er braucht keine Ausstattung und Exposition mehr. Er hat nur einen Zweck und ein Ziel – die Begegnung mit dem göttlichen Licht!

c) Der „Shiddha“ (wörtlich übersetzt: gegart) nimmt die Anwesenheit Gottes intuitiv wahr! Wenn er in dieser Phase, anstatt fortzufahren, nur um seine weltliche Wunscherfüllung bittet, wie z.B.um die Erlangung von magischen Fähigkeiten oder Zukunftsschau, Krankenheilung usw., bekommt er das Erbetene zum Geschenk. Aber das Antlitz Gottes zu schauen bleibt ihm verwehrt! Das hat Shri Krishna an Arjuna selbst bestätigt!

(vide: K. BD. I. 149ff. 19.10.1884)

d) Der „Shiddhas´ Shiddha“( weiter Fortgeschrittener) pflegt, je nach emotionaler Neigung, eine Beziehung zu Gott, wie zu einem Freund beispielsweise oder zu einem Diener oder Sohn.

Der normale Mensch erreicht höchstens einen emotionalen Zustand (skt. Bhaba).Die göttlichen Entitäten jedoch erklimmen den transzendenten Einheitszustand (skt. Maha-Bhaba). Sri Gauranga Mahprabhu hat alle „Bhaba-Phasen“ demonstriert:

  • Die Phase der „inneren Absorption“ (skt. Antar Däsha), in diesem Zustand glich er fast einem Toten.
  • In der Phase des „Halb-Äußeren“(skt.Ardha-Badjhä-Däsha) konnte er noch tanzen.
  • Schließlich, erreicht er die Phase des „Äußeren“ (skt.Badjhä-Däsha), in dieser Phase war er in der Lage zu tanzen und zu singen.

(vide: K. BD.IV. 25ff. 18.08.1883)

  • In sich versunken murmeln ist besser als Gottesdienste zu zelebrieren/abhalten/besuchen!
  • Vertiefte Meditation ist besser als murmeln!
  • Integration in eine emotionale Haltung (Bhaba) ist eine höhere Form also wertvoller als Meditation!
  • Emotionale Transzendenz, eingetaucht in die Liebe zu Gott, ist eine höhere Form als eine bloße emotionale Haltung. Sri Chaitanya Mahaprabhu befand sich fast immer auf dieser Ebene! Ja, in dieser bewegenden Liebe zum Gott, bekommt man „das Seil“, mit dem man sogar Gott fangen kann!

(vide: K. BD. IV. 193ff. 02.10.1884)

Wenn man die transzendente Verschmelzung erreicht hat, wird der Gläubige Brahmas Protuberanzen erleben! Nun ist er von jeglicher Tätigkeit wie Beten und Gottesdienste zelebrieren befreit! Wie wenn du zum Beispiel von einem bekannten Musiker und seiner Musik erzählst und er plötzlich persönlich erscheint. Dann brauchst du nichts mehr beschreiben. Du kannst jetzt einfach in seiner Musik eintauchen!

(vide: K. BD. V. 13ff. 02.01.1882)

19) Die Bedeutung der „Shastras“ ( die heiligen Schriften)

Wirst du in den „Shastras“ (Offenbarungen), Tattvas (Prinzipen) und Sutras (Leitfaden) Gott begegnen?

Vielleicht streift dich ein Verdacht, eine schwankende Implikation, ein diffuser Zusammenhang, eine zweifelhafte Metaphorik – mehr auch nicht! Gott wirst du in all den heiligen Schriften und in den unzähligen rhetorischen Dichtungen und der Exegetik niemals finden!

Durch deine Erzählkunst, das Rezitieren tausender Slokas (Verse) aus den Veden, Vedanten, Puranas oder sonstigen sakralen Evangelien also Verkündigungstexten, kannst du vielleicht den Menschen beeindrucken, aber Gott nicht!

Ohne die Gnade Gottes wird nie etwas gelingen! Deshalb musst du eintauchen, ja untertauchen! Die leuchtenden großen Perlen liegen auf dem Grund des Meeres. Daher hilft es dir nicht, auf der Oberfläche zu paddeln. Du muss tiefer tauchen, um diesen Schatz zu bergen. Durch die Gnade Gottes wirst du ihn nicht nur begegnen, sondern er wird mit dir in Dialog treten!

(vide: K. BD. I. 150/151ff 19.10.1884)

Gemäß deiner Neigung kannst du ein „Shastra“ lesen. Dann aber leg das Buch weg und fang an einen der Wege entschlossen zu beschreiten. Ein Junge arbeitete im Norden und wollte in den Ferien nach Hause. Die Mutter schrieb, dass er 5kg Süßigkeiten und ein paar „Saris“ mitbringen solle. Er hatte den Brief verlegt und nun suchte er ihn überall verzweifelt. Schließlich fand er ihn doch, las ihn und merkte sich die Artikel, die er mitbringen sollte, warf den Brief weg und ging los, die gewünschten Artikel zu besorgen!

Nur solange du dir den Inhalt des Briefes nicht richtig eingeprägt hast, brauchst du den Brief! Danach hast du nur noch die Aufgabe, entsprechend aufmerksam und beharrlich zu handeln!

(vide: K. BD. I. 195ff. 11.03.1885; BD. II. 174ff. 19.09.1884; dto. 199ff. 02.10.1884; BD.V. 69ff. 22.09.1883)

Denk daran:

„Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung!“

20) Was bedeutet das Wort „OMKAR“?

„Ich vergleiche „OMKAR“ mit einem Gongschlag „t-a-a-m-m“. Die Auflösung der Fraktion in die Vollkommenheit, also die Überführung der Vielfalt und des Manifesten, anschließend die Liquidation des Wach-, Traum- und Schlafzustandes in spiritueller Transzendenz!

Dann erneut ein Gongschlag, und dessen Schall löst einen Wellenschlag im Ozean des Seins aus – und das Spiel des Ewigen, Unendlichen in der Beschränkung, der Überführung des Feinstofflichen ins Grobstoffliche, der Manifestation der Schöpfung in Form, Figur und Farbe, Geist und Gesang beginnt erneut! Das Sein kehrt sich ins Werden. Aber dieser Wellenschlag des Meeres wird wieder Ozean. Er wird zu nichts – weder das Licht noch die Dunkelheit bleiben übrig!

Der Kreislauf bewegt sich vom Absoluten ins Relative, vom Ewigen ins Temporäre, von der Einheit in die Vielfalt, von der Bedingungslosigkeit in die Bedingtheit und nach deren vollkommener Auflösung, im Absoluten wieder vom Absoluten ins Relative!

ich habe das bildhaft gesehen! Ma (die göttliche Mutter) hat mir gezeigt, wie aus dem Meer des reinen Bewusstseins (skt. chit-Schamudram), auf der Bühne dieses ewig leuchtenden Meeres der Divinität das Schöpfungsdrama entsteht und vergeht!

Ich weiß nicht, was eure schlauen Bücher alles schreiben!

(vide. K. BD. I. 180ff. 26.10.1884)

21) Das spezifische Non-Dualitäts-Prinzip des Philosophen Ramanujacharya

Was Adi Shankaracharya geprägt hat, also das Einheitsprinzip (skt.Advaytä-Vadä), ist genau so wahr, wie Ramanujas Lehre vom spezifischen Non-Dualitäts -Prinzip (skt. Vishishtä-Advaytä-Vadä). Da fragte Swami Vivekananda (12.01.1863 – 04.07.1902), Shri R.K.s Lieblingsschüler, nach der Bedeutung von Ramanujas These.

Die Antwort von Shri R.K. lautete:

Ja, Ramanujas Erfahrung beschreibt, dass sich die gesamte sichtbare und unsichtbare, wahrnehmbare und nicht wahrnehmbare Manifestation der Schöpfung im Brahma selbst befindet. Er ist also immanent und transzendent zugleich!

Eine Frucht besteht zum Beispiel aus der Schale, dem Fruchtfleisch und dem Kern. Um das Gesamtgewicht zu ermitteln, musst du die ganze Frucht wiegen, und nicht nur einen Teil davon! Ein Teil ist immer ein Stück vom Ganzen, und diese unermessliche Ganzheit ist Brahma selbst! Das ist die Feststellung von Ramanujacharya!

(vide: K. BD.I. 201ff. 19.03.1885)

22) Kenntnis, Unkenntnis und Transzendenz

Lesen, hören, lernen vermittelt Kenntnis. Durch stetige, ernsthafte und hingebungsvolle Bemühung erlangt man Erkenntnis. Aber versuche, in die Sphäre jenseits davon vorzudringen. Dort liegt die Ebene des transzendenten Erlebens und Erfahrens!

Du hast zum Beispiel einen Dorn im Fuß. Nun, um diesen Dorn zu entfernen, brauchst du einen geeigneten zweiten Dorn. Nachdem du dich von dem Dorn befreit hast, schmeißt du die beiden Dornen weg!

Der erste Dorn ist die Kenntnis, der zweite Dorn ist die Erkenntnis. Lass alle beide hinter dir, bemühe dich weiter und erreiche die höchste metaphysische Ebene!

Im Ramayana-Epos fragte Laksman seinen Bruder Rama: „Bruder, ich bin sehr erstaunt zu sehen, dass der erkenntnisreiche Weise Vashistha wegen seines verstorbenen Sohns so verzweifelt weinte!“

Rama antwortete: „Lieber Bruder, wer Erkenntnis besitzt hat auch Kenntnis, wer das Licht kennt ,der kennt auch die Dunkelheit, wer die Freude kennt, der kennt mit Sicherheit auch die Trauer. Deshalb solltest du dich bemühen, die Kenntnis und die Unkenntnis gleichermaßen zu überwinden, um dorthin zu gelangen, wo all diese Dualitäten wie Tugend – Tadel, Riten – Dogmen, rein – unrein, Freude – Schmerz, abwesend sind!“

(vide: K. BD.V. 134ff. 16.02. 1885)

Nur passives Hören und Lesen bringt nichts. Etwas Mühe, also aktives Tun, ist unbedingt erforderlich. Du willst doch erfahren, wie sich Heiterkeit anfühlt! Wenn du eine Flasche Wein kaufst und sie dein Leben lang unter dem Arm trägst, wird sich dein sehnlicher Wunsch, mal beschwipst zu sein, nicht erfüllen, auch wenn du die Flasche riechen kannst oder mit dem Wein deinen Körper einreibst. Tausendmaliges Wiederholen „Ich möchte angeheitert sein“ hilft ebenfalls nicht! Du musst dir die Mühe machen also aktiv werden, die Flasche zu öffnen und von dem Wein trinken!

Deshalb Lesen, Hören ,Reden – all das hilft kaum. Um schwimmen zu können muss du ins Wasser springen!

Die besondere Erkenntnis ist ein sehr tiefgründiges, umfassendes Erleben auf der Meta-Ebene, genannt „Bijnana“( Meta-Erfahrung)! Wenn jemand zum Beispiel nur von Milch gehört hat ist er unwissend, wenn jemand die Milch gesehen hat ist er wissend, aber jemand, der die Milch getrunken hat und dadurch auch gute Gesundheit erlangt, der besitzt die transzendente Erkenntnis!

(vide: K.BD II. 91ff. 05.04.1884; dto. 209ff. 29.10.1885)

23) Das göttliche Licht leuchtet in jedem Lebewesen!

In der Nähe eines Waldes befand sich ein Mönchskloster. Dort lebten Bettelmönche. Eines Tages war der Abt unterwegs und wurde Zeuge einer Prügelei. Sofort ging er dazwischen, um zu schlichten. Dabei bekam er heftige Schläge auf den Kopf, er ging zu Boden und wurde ohnmächtig. Allmählich wurde es dunkel und die Klosterbrüder vermissten ihn. Sie gingen hinaus, um den Abt zu suchen und fanden ihn bewusstlos vor. Er wurde ins Kloster getragen, aber er kam nicht zu sich. Jemand brachte ihm dann warme Milch und flößte ihm diese ein. Da öffnete er die Augen und blickte sich um.

Als ein Klosterbruder fragte: „Ehrwürdiger, erkennst du den, der dir die Milch einflößte?“

Darauf antwortete der Abt: „Ja, das ist der Mann, der mich zuvor geschlagen hatte. Nun gibt er selbst mir die warme Milch zu trinken!“

Ihr kennt doch „Shärbä Bhutestu Atmanam“

Ohne „ultimative Erkenntnis“, wird man diesen Zustand des Geists nicht erreichen können!

(vide: K. BD. II. 26ff. 08.04.1883)

24) Hingebungsvolle Liebe und Meditation.

a) Die Liebe zu Gott mit voller Hingabe, ist für euch nicht so einfach. Eine göttliche Entität wie Shri Chaitanya Mahaprabhu hat diesen phänomenalen Zustand wiederholt demonstriert. Es gibt zwei Anzeichen, die auf diese Haltung und Situation hindeuten.

Erstens, wenn das Umfeld, ja die Welt versinkt und Platz macht, für einen Raum für polymorphe also vielgestaltige Wahrnehmung der Divinität. Zweitens, wenn die Liebe zu sich selbst verschwindet und damit der Körper, also das Körperbewusstsein!

(vide: K. BD. II. 28ff. 08.04.1883)

b) Wie vor Beginn einer Theatervorstellung, wo über dies und das geredet wird, aber wenn der Vorhang sich hebt und das Stück beginnt, sind alle still. Unser Blick und die gesamte Wahrnehmung konzentriert sich dann auf die Geschehnisse auf der Bühne. So musst du dir die Absorption während der Meditation vorstellen diese anstreben!

(vide: K. BD.II. 183ff. 27.12.1884; BD. V. 19ff. 15.11.1882)

25) Haben die Menschen einen freien Willen?

a) Alles unterliegt der göttlichen Macht und Vorstellung, die Steuerung sowie die Ausführung. Sie hat unzählige, sehr unterschiedliche Erscheinungsformen hervorgebracht – kleine, große, starke, schwache, auch gute und böse. All das ist wie ein Kaleidoskop ihrer spielerischen Aktivitäten — die Plasmaströme der Maya-Sonne! Schau doch diese Gartenanlage an. Nicht jeder Baum ist gleich groß, nicht jede Frucht ist süß. Solange du das Licht des Erhabenen nicht gesehen hast, wirst du dich als frei und selbstständig im Denken und Handeln betrachten. Diese Konfusion und Verblendung ist ebenso sein Wille, denn ansonsten würdest du dich ständig gewissenlos und unethisch verhalten!

Nur nach der Erlangung der ultimativen Erkenntnis wird ein Mensch mit voller Überzeugung sagen: Herr! ich bin nur eine Maschine, ein Handwerkzeug, aber du bist der Führer, der Meister; ich bin ein Haus, aber du bist der Hausherr; ich bin ein Fahrzeug, aber du bist der Fahrer. Ich bewege mich dorthin, wohin du mich willst und ich spreche dir nach, was du mir im Geiste beschreibst!

(vide: K. BD. II. 38ff. 15.04.1883; BD.IV. 51ff. 05.01.1884)

b) Solange diese Haltungen vorhanden sind, bist du unwissend (skt.Ajnana). Ich bin ein Gelehrter, ich bin ein Weiser, ich bin reich, ich bin eine geachtete öffentliche Persönlichkeit, ich bin Chef, Vater, Guru. Alle solche Selbsteinschätzungen entstehen aus tiefer Unwissenheit!

Nur durch eine Haltung der Demut (skt. Trinädopi Sänichenä) erlangst du die innere Stille. Wie ein Bündel Holz – wenn es brennt, dann entsteht Hitze und Feuer. Nachdem es verbrannt ist hört und spürt man weder Geräusch noch Wärme, es bleibt nur die Stille – der Friede (skt. Shanti)!

(vide. K. BD. IV. 222,223 ff. 14.07.1885)

26) Shri R.K. beschreibt die einzelnen Sakral-Expositionen (heiligen Erscheinungszustände) von Sri Chaitanya Mahaprabhu

Weiß du, Shri Chaitanya befand sich immer wieder in einer Phase, in der sich das Sakrale und Metaphysische zum Ausdrucks brachte:

a) Weltliche Phase (skt. Badjyä Däsa): Er war in der Lage zu singen (skt.Nam Shämkirtana) und zu tanzen. Sein Geist ruhte in der Grob- und Feinstofflichkeit!

b) Mittlere weltliche Phase (skt. Ärdha-Badjyä-Däsa): Er war in der Lage ganz mechanisch zu tanzen, während sein Geist im sakralen Licht und der Freude ruhte!

c) Phase der tiefen Versenkung, ohne Transfiguration (skt. Nirbikälpa Sämadhi): Sein Geist war aufgelöst im Ozean der transzendenten Divinität (Göttlichkeit).

(vide: K. VD. II. 25ff. 18.06.1883; dto 75,76ff. 09.12.1883)

27) Stellung und Status der Frau

Alle Frauen sind eine weltliche Emanation, also Ausdrucksform von Shakti, ja, von „Adya- Shakti“( rudimentäre Energie). Sie erscheint in Gestalt von Mädchen und Frauen. In „Adhyatma- Ramyana“ sagt Narada (myth.Fig,) zu Rama: Herr, du bist die Urschöpfung alle männlichen und alle weiblichen Repräsentanten gehen aus Sitadevi hervor. Du bist Indra – Sita ist Indrani. Du bist Shiva – Sita ist Shivani. Du bist Krishna – Sita ist die Radhadevi. Du bist ein Mann und Sita ist eine Frau!

(vide: K. BD. II. 83ff. 14.12.1883)

Ob als Statue oder im realen Leben, ob als Abstraktion oder in der Realität, erscheint im Hinduismus die Mutter in unglaublicher Vielfalt. Während eines Spaziergangs, sah ich eine in einen blauen Sari gekleidete Frau unter dem „Banyan-Baum“ stehen – eine Prostituierte! Plötzlich erschien mir „Ma Kali“. Sehr erstaunt sagte ich, „Mutter, in einer solchen Weise manifestierst du dich auch!“ Deshalb sag ich euch: verehrt alle Frauen!

(vide: K. BD. II. 143ff. 01.10.1884)

28) Anahata Shabda (Die ununterbrochene Schwingung und Vibration)

„Anahata Shabda“ findet immer und stetig statt. Es ist eine symbolhafte Evidenz, die die Existenz der ultimativen Realität unterstreicht! Das nennt man auch „Nada-Brahma“. In der Stille der Nacht sind die erleuchteten Yogis in der Lage, im Bereich des „Anahata-Chakra“ ( Solarplexus), diese immanenten Schwingungen wahrzunehmen. Sie folgen im Geiste dem Ursprung dieser Vibration und erreichen die Metaebene. Dort existiert weder ein Du noch ein Ich, weder die Singularität noch die Pluralität!

(vide. K. BD. V. 112ff. 09.03.1884)

29) Wie glaubwürdig ist die Reinkarnation? Gibt es ein Jenseits?

Solange dem Menschen nicht bewusst wird, wer er eigentlich ist, er also in der Erhabenheit des Geistes nicht beseelt ist und die Metamorphose des Bewusstseins nicht vollendet hat, muss er immer wieder zurück in den Kreislauf des Lebens kommen! Aber wenn du die Selbsterkenntnis erlangt hast, bist du für immer von „Samsara“ befreit und tauchst als eine Puppe aus Salz in den Ozean der Ewigkeit ein!

Das Feuer der Erkenntnis wird den Reifungsprozess beenden. Denn aus einem gekochten Reiskorn wächst keine neue Reispflanze!

(vide. K. BD. II. 90ff. 05.04.1884; BD.V. 198ff. 09.12.1884)

30) Die eingeschränkte Geisteshaltung durch die Überbewertung von Lehren, Dogmen und Doktrinen

Der Jnana-Yogi sagt, dass Gott ohne Form und Begrenzung und ewig ist. Falls du mit vollem Ernst und voller Hingabe diesen Weg weitergehst, dann wird dich der Erhabene mit Sicherheit über seine Natur und seine universelle Manifestation in Kenntnis setzen!

Aber es ist grundfalsch zu behaupten, dass nur das was ich verstehe, zu wissen glaube und vehement predige, zutreffend ist und alle anderen auf dem Holzweg sind!

Ich betrachte mit Unbehagen, wie sich die Hindus, z.B. Jnana-Yogis, Shaktas, Vaishnavas und auch die Muslims sowie die Christen gegenseitig diffamieren! Dieser Ausschließlichkeitsanspruch ist ein absoluter Irrtum!

Ob Shri Krishna oder Shiva, ob die Ur-Mutter oder Allah oder der Gottvater von Jesus Christus – das alles sind Versuche, den selben nur den einen zu definieren!

Rama mit tausend Namen!!

Alle trinken Wasser aus dem selben Teich, aber da sagt einer voller Stolz: „Das ist mein Wasser„. Der andere sagt: „Nein, das ist mein Water“. Der Dritte schüttelt den Kopf und behauptet felsenfest, dass es in Wahrheit sein Aqua ist, usw.. Jeder versucht also verbissen, seine Terminologie als Nonplusultra zu verteidigen und durchzusetzen und stigmatisiert damit den andern als Ungläubigen, als Heide oder Kafr!

Der Saccidananda Brahma in Veda, der Scchidananda Shiva in Tantras, der Sccidananda Sri Krishna in Puranas – alle reden und predigen von dem selben!

(vide: K. BD. II. 98ff. 05.04.1883; dto. 117ff. 26.09.1884)

31) Der Status und die Stellung von Vater und Mutter

Mutter und Vater sind für uns kein zufälliges Ereignis, sondern immer ein Weckruf für die Metamorphose des Bewusstseins im Treibsand unserer spezifischen Lebenschronik. Ohne Zustimmung und Segen der Eltern wirst du nichts erreichen!

Shri Chaitanya Mahaprabhu, die göttliche Entität, hatte sich ernsthaft dem Mönchstum verschrieben, aber nur mit Zustimmung von Satchimata!

Jeder Mensch hat einige „Rin“ (Verpflichtung, Verantwortung, Schuldigkeit) gegenüber seinen Eltern, seiner Familie usw.. Wenn du diesen Menschen Leiden verursachst, wirst du in spiritueller Hinsicht keine Fortschritte erzielen.

Nur für einen unter Abermillionen, der sich im göttlichen Liebesrausch verliert – für ihn gibt es weder Mutter noch Vater oder Gemahlin! Er ist von allen Verpflichtungen und von aller Schuld und Verantwortung befreit! Ein glänzendes Beispiel ist wieder Sri Gauranga Mahaprabhu! In einem solchen seltenen Fall ist Gott selbst der „Kuli“ und trägt die Last für seinen ergebenen Verehrer!

(vide: K. BD.II. 100ff. 05.04.1884)

Dann zitierte der Gläubige namens Ishan einige Zeilen aus „Chandi“, so, wie die göttlichen Entitäten für die Gnade Para-Brahmas, zuerst die Devi Chandi (die Shakti) gebetet hatten:

„Tvam Svaha, Tvam Svadha, Tvamahi Bashatkara.“

(vide: Markandeya Chandi 72-90ff)

(Bemerkung: Eine wörtliche Übersetzung dieser Zeile aus dem Sanskrit ist für mich, auf Grund fehlender Synonyme auf Deutsch, nicht möglich!)

Nur sinngemäß:

Mutter! Du bist der Sinn und Geist, inhärent in allen göttlichen Aufführungen, Handlungen; der Klang, die Melodie und die immanente Bedeutung aller Mantras. Du bist der Nektar, das Elixier für die Entitäten. Mutter, du Ewige, du manifestierst dich in jeder Silbe, in jedem Buchstaben, als lange, kurze und als verborgene Form. Du bist auch die kaum Aussprechliche und Unaussprechliche. In den Veden bist du die Abstraktion als Shabitri. Verehrte Devi, du bist die Urmutter, denn aus dir entsteht und besteht die gesamte Schöpfung und du wirst auch den apokalyptischen Untergang der Schöpfung selbst zelebrieren. Verehrte Mutter, du bist die Erbauerin und Gestalterin (skt. Shristirupa), die Erhalterin (skt. Sthitirupa) und am Ende auch die vollkommene Zerstörerin (skt. Shamharrupa).

Bitte, Mutter, nimm unsere Ehrerbietung entgegen!

(vide: K. BD. II. 160ff. 11.12.1884; dto. 180ff. 02.10.1884; BD. V. 28ff. 09.03.1883)

32) Die Bildergalerie im Zimmer von Shri Rama Krishna

An den Zimmerwänden von Shri R.K. hingen einige Bilder von Göttern und Heiligen. So zum Beispiel von Devi Swarasvawati (Göttin der Weisheit), Ma Kali (Ur-Mutter), Dhruba und Prahlada (mythische Figuren), und auch von Jesus Christus wie er Apostel Petrus aus dem Wasser hilft.

Shri R.K. zeigte solche Bilder den Anwesenden und sagte, dass man Bilder von Heiligen und Göttern im Zimmer aufhängen und jeden Morgen den ersten Blick auf diese werfen sollte, denn solche erleuchtete Seelen seien für den Geist eine lebendige spirituelle Inspiration und würden die spirituelle Entwicklung begünstigen.

(vide: K. BD.II. 148ff. 11.10.1884)

33) Die einfachste und kürzeste Beschreibung der Essenz aus ca. dreitausendjährigen hinduistischen religionsphilosophischen Skripten und Auslegungen

Es ist nicht gut, zu viele Skripte zu lesen .Das könnte negative Folgen haben. Was du zu beherzigen brauchst, ist lediglich die Kernaussage! Dann tauche unter, um zu erfahren wer du bist!

Ich habe im Tempel zu „Ma Kali“ gefleht:

Ma, ich bin ungebildet und dumm. Bitte sage mir, was in den Veden, Vedanten, Puranas und der Vagavad-Gita steht!

Ma ließ mich wissen, die Essenz all der Skripte ist Brahma, die ultimative Wahrheit! Wer in den Veden Saccidananda-Brahmma ist , ist in Tantrashastra der Saccidananda Shiva, und in Puranas ist es Saccidananda Krishna! Und die Kernaussage der Vagavad-Gita erfährst du, wenn du das Wort Gita einige Male wiederholst, nämlich „Täyagi, Täyagi“ also Abstand, Verzicht, Entsagung!

(vide: K. BD.IV. 25ff. 18.06.1883; dto. 175ff. 19.09.1884; BD. V. 132ff. 22.02.1885)

34) Die Mysterien im Leben von Shri R.K., erzählt von ihm selbst.

Nach der Erlangung der Erleuchtung hatte Shri R.K. sehr oft Visionen. Hier einige Beispiele:

a) In Begleitung des Schwiegersohns von Rani Rashmoni war ich in Brindabon. Als ich an der Badebucht in Mathura ankam, sah ich plötzlich wie Bashudev (der Vater von Shri Krishna) mit Shri Krishna als Bub auf dem Arm, dem Jamuna- Fluss überquerte!

Einmal sah ich dort am Spätnachmittag, wie der Kuhhirte die Kuhherde durch den Jamuna Fluss hindurch zum Stall führte. Kaum erschien mir das Bild vor Augen, schrie ich: „Wo ist Shri Krishna“ und fiel sofort in Ohnmacht!

(vide: K. BD. IV. 48ff. 24.12.1883)

b) Eines Tages sah ich plötzlich Shiva und Shakti in Vereinigung. Ob Mensch, Tier, die Pflanzenwelt, überall die Omnipräsenz von Shiva und Shakti, eingeschmolzen in den spektakulären Variationen der Schöpfung.

c) Dann sah ich einen Berg von menschlichenSchädeln und ich saß meditierend mittendrin!

d) Ich sah eines Tages einen riesigen Ozean vor mir, und ich ging als Salzpuppe hinein, um die Tiefe zu erfahren, dann wurde ich wie zu Stein und sah ein Schiff sich nähern und ich kletterte hoch auf das Schiff und sprang als Fisch wieder ins Wasser.

(vide: K. BD. IV. 56/67ff. 02.01.1884)

e) Ich habe, auch in Begleitung, Benares besucht. Unser Boot fuhr an „Mani-Karnika“(eine berühmte Badebucht) vorbei. Plötzlich sah ich das göttliche Bild von Shiva. Erst stand er am Ufer, dann kam er allmählich näher zu mir und schließlich verschwand er in meinem Körper. Ich war in „Samadhi“ (kontemplative Versenkung), aber im Stehen!

(vide: K. BD. IV. 221ff. 14.07.1885)

f) In der Anfangsphase in „Samadhi“ fing mein Körper zu leuchten an. Der Brustbereich wurde knallrot. Da sagte ich: „Mutter, bitte keine äußerlich sichtbare Manifestation, nur im Herzen! Sonst werden die Menschen in Scharen herpilgern und meinen weiteren Lebensweg beeinträchtigen!

(vide: K. BD. IV. 240ff. 09.08.1885)

35) Viele Ansichten, viele Wege

Schenke deinem Weg festen Glauben und festes Vertrauen! Dann schreite fort, unbeirrt und fest entschlossen. Betrachte Niederlagen als ermutigende Herausforderungen!

Denke daran:“Nicht wer hinfällt, ist ein Verlierer sondern der, der liegen bleibt“

Du willst auf das Dach eines mehrstöckigen Hauses steigen. Dafür kannst du die Treppe, den Lift, die Leiter oder ein Gerüst zu Hilfe nehmen. Aber halte nicht nur ein Bein auf der Treppe, und das andere woanders!

Vermeide Vorurteile den anderen Wegen und Meinungen gegenüber. Ein „Ausschließlichkeitsanspruch“, ist ein untrügliches Zeichen von Unreife!

(vide: K. BD.IV. 135ff. 07.09.1884)

36) Ist Gott wirklich wahrnehmbar?

Ja! aber er ist außerhalb von weltlichem Verlangen. In einem offenen Geist und einer hingebungsvollen Seele ist er gegenwärtig!

Reiner Geist, reiner Gedanke und reine Seele sind das Fundament für seine Präsenz.

Frage: Aber die Schriften sagen:

“ Yato Batcho Nibartante,Aprapya Manasha Saha“ also: Er ist mit Worten und Geist nicht wahrnehmbar.

Ah, lass das! Ohne exklusive Bestrebung und Fortschritte, kann man die Bedeutung solcher Aussagen nicht verstehen. Wenn du auch tausendmal wiederholst „ich bin beschwipst“, bleibst du nüchtern! Auch wenn du den Wein auf den Körper reibst oder an ihm riechst, spürst du keinerlei Veränderung. Erst musst du die Flasche öffnen und daraus trinken. Dann und nur dann brauchst du weder Bücher noch eine zweite Person, um dir das „Beschwipst-Sein“ zu erklären!

(vide: K. BD.IV. 148ff. 14.09.1884; BD.V. 21, 22ff. 19.11.1882)

Sicher kannst du Gott begegnen! Sowohl ohne Gestalt im Lichterglanz der Divinität oder auch in Gestalt deines Gebets! Gott erscheint in jeder Epoche in der Gestalt eines Menschen!

(vide: K. BD. V. 32 ff. 09.03.1883; 24ff.22.04.1883; 118ff. 24.05.1884)

Geistig im Zustand des absoluten Seins anzukommen, ist Brahma-Erkenntnis (skt. Brahmajnana). Das ist wohl sehr schwer! Es darf nicht der leiseste Hauch von Wünschen und Verlangen vorhanden sein! Diese Tatsache hat sogar schon Devi Durgä ihrem Vater Himalaya kundgetan.

(vide: Devi-Vagavad. Abschnitt:35, 36. Vers. 31).

Aus Brahma, dem Singulären, entsteht die Pluralität, aus dem ultimativen Sein die Manifestation der Schöpfung. Um es verständlich zu machen, sprach ich von Brahma, der Singularität, aber Brahma weist darüber hinaus, denn Singularität impliziert Begrenztheit. Wenn du von eins sprichst, folgt automatisch zwei, genauso wie gut zusammen mit böse, Licht zusammen mit Dunkelheit gedacht wird. Brahma aber ist unvergleichbar – es ist Licht! Aber es besteht nicht aus physikalischen Frequenzen!

(vide: Mundäko Upanishad 2/2/9; vide: K. BD.V. 87ff. 16.10.1883)

37) Bedenkliche körperliche Merkmale von Aspiranten!

a) schwere Hände
b) Stupsnase
c) erhöhter Brustkorb
d) starke Knochen am Ellbogen
e) Katzenauge
f) wulstige Lippen
g) Einäugigkeit
h) Schielen. usw. usw.

(vide: K. BD. IV. 206,207ff, 05.10.1884)

38) Ist Shri Ramakrishna, die Inkarnation von Shri Chaitanya Mahaprabhu?

Der bekannte „Kirtana“-Sänger namens Nilkantha war zusammen mit Gläubigen vertieft in „Nam-Samkirtan“ und Shri R.K war am Tanzen wie Shri Chaytanya damals!

Deshalb sagte Nilkantha zu Shri R.K.: Sie sind wahrlich Shri Gauranga von heute!

Shri R.K. antwortete: Ich bin des Dieners Diener. Eine Welle ist ein Teil des Meeres, aber sie ist nicht das Meer selbst! Mein „Ich“ suche ich in mir, aber ich kann mich nicht mehr finden!

(vide: K. BD. IV. 210,211ff. 05.10.1884)

39) Shri Ramakrishna und Jesus Christus

Ein 35 Jähriger Mann namens Misra, besuchte Shri R.K. Er war Christ. Er sagte: Was der Gott in der Bibel für die Christen oder Rama, Krishna oder Brahma für die Hindus ist, alles ist dasselbe! Wie ein Mann, der sowohl Sohn, Vater, Ehemann, Bruder, Onkel usw. sein kann, also die gleiche Person in unterschiedlichen Rollen und mit unterschiedlichen Bezeichnungen!

Ich habe Sie schon früher einmal gesehen, im Garten sitzend, umgeben von einem Lichtermeer! Sie sind eine Emanation Gottes wie es Jesus Christus auch ist. Ich sehe keinen Unterschied!

(vide: K. BD IV. 245,246ff. 28.08.1885; dto. 276ff. 31.10.1885)

40) Die Diskriminierung von Kasten-Angehörigen

Wir können uns von dieser alten Geisel mit Hilfe von „Bhakti-Margä“, also der Hingabe an Gott befreien! Ein wahrer Gläubiger kennt keine Kasten! Sein Körper und Geist, seine Seele und Gedanken – alles ist rein! Das hat Shri Chaitanya Mahaprabhu ein Leben lang gepredigt und auch an sich selbst demonstriert!

Ohne „Bhakti“ ist ein Brahmana (Angehöriger der obersten Kaste) kein Brahmana. Mit unerschütterlicher Liebe zu Shri Krishna im Herzen, ist auch ein „Chandal“ (Jäger/Metzger, also ein Unberührbarer) göttlich!

(vide: K. BD. V. 16ff. 15.11.1882)

41) Alles hat seine Zeit (Omnia tempus habet)

Weißt du, alles hat seine Zeit. Viele haben noch ihre karmischen Aufgaben zu erledigen. Eine unreife, grüne Frucht fällt nicht vom Baum, sondern nur eine reife!

(vide: K. BD.V. 26ff. 18.02.1883)

42) Bedeutung und Wertigkeit von Hatha-Yoga und Raja-Yoga

Ein Hatha-Yogi ist immer bemüht, durch Körperertüchtigung mit Hilfe von Asanas und guter Ernährung ein langes und gesundes Leben zu führen. Sein Körper ist der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit.

Raja-Yoga, also der spirituelle Yoga hat nur ein Ziel: Selbstverwirklichung, Selbsterkenntnis. Der Praktizierende ist bestrebt, dem göttlichen Antlitz im Epizentrum des Selbst zu begegnen, um seine Stellung in dieser Welt der Phänomene sicher zu ergründen!

Um zu erfahren, wer du in Wirklichkeit bist, brauchst du keine einzige körperliche Verrenkung (Asana) zu vollziehen!

Eine einzige, wirklich nur die einzige Voraussetzung ist und bleibt: der unerschütterliche Wille und ein Herz voller Hingabe. Sonst brauchst du nichts!

Deshalb gibt es keine einzige nennenswerte erleuchtete Person in der Geschichte, die Hatha-Yoga hätte üben müssen, um metaphysische Magnifizenz zu erfahren!

(vide: K. BD. V. 53ff. 10.06.1883)

43) Die vedischen Verhaltensprinzipien

Die Lebensumstände in dieser Kali-Yuga sind von Lebenskampf, Konsumrausch und mannigfaltigen Lebens-Optionen geprägt. Deshalb ist, dem vedischen Verhaltenskodex nicht mehr Folge zu leisten!

(vide: K. BD. V. 76ff. 26.02.1883)

44) Sinn und Unsinn von Pilgerfahrten

Hier sehe ich Menschen, die meditieren, religiöse Zeremonien abhalten, Pilgereisen machen, aber sie erzielen kaum Fortschritte! Warum?

Weil ihnen die allerwichtigste Voraussetzung dazu fehlt: Entschlossenheit gepaart mit Hingabe! Ich habe zu Harish (ein Verehrer) gesagt: Was willst du in Benares, wenn dir die herzbewegende Sehnsucht fehlt?

Wenn dein Körper und Geist bebt und beflügelt ist von schreiendem Verlangen nach der ultimativen Wahrheit, dann und nur dann ist dein „Benares“ hier!

(vide: K. BD. V. 85ff. 10.10.1883)

45) Die Erklärung von Pancha-Bhuta (Aggregatzustände)

Was sind die Unterschiede auf den Körper aus profaner und sakraler Sicht?

  • Der grobstoffliche-Körper (skt. Sthula-Sharira) besteht aus Khiti (Erde), Apa (Wasser), Teja (Wärme aus der Sonne), Maruta (Wind) und Bouam (Raum).
  • Der feinstoffliche-Körper (skt. Shuksma-Sharira) aus Geist, Intellekt, Ego-Bewusstsein und der Bewertungsinstanz.
  • Der Körper, der die Freude der Begegnung mit der Emanation des Heiligen erlebt und empfängt ist der geweihte Körper (skt. Karana Sharira).
  • Es gibt jedoch noch eine weitere Stufe des Unaussprechlichen, genannt „Maha-Karana“ oder „Turya“, die vollkommene Verschmelzung im ewigen Licht des Seins!

(vide: K. BD. I. 250ff. 27.10.1885)

46) „So´ham“ – eine kurze Exegetik

Schau in „Aschtabakra-Samhita“ findet man eine Abhandlung über Selbsterkenntnis. Die Jnana-Yogis sagen „so´ham“ also „die ultimative Seele bin ich selbst“! Das gilt nur für Vedanta-gläubige Mönche, aber nicht für die Menschen mit beispielsweise sozialen Verpflichtungen und Familie. Einerseits das Leben mit Höhen und Tiefen genießen und durchleben, andererseits lauthals bestätigen, dass ich die inaktive Supreme-Seele bin. Das ist lächerlich!

Ein wahrer erleuchteter Jnani hat keinerlei Bezug zu den Erschütterungen des Lebens. Er ist kein Resonanz-Empfänger für Freude oder Leid, Tugend und Tadel mehr, denn seine erhabene Seele ist unantastbar!

Aber ein Mensch, der sich des Körpers bewusst ist (skt. Dehavimani), ist ausgesprochen anfällig für jeglichen Windstoß auf dem Lebensweg!

Das ist so: der Rauch aus einem Kohleofen kann die Wände deines Zimmers dunkel färben, aber nicht den blauen Himmel!

(vide: K. BD. I. 95ff. 19.08.1883)

47) Alle sind beseelt von göttlicher Seele, aber es gibt unterschiedliche Spezies

Gott ist überall und in allem, aber es gibt unterschiedliche Empfänger: gute und nicht gute. Ein Tiger trägt auch die göttliche Seele in sich, aber ihn zu umarmen ist gefährlich.

In einem Asram lebte ein erleuchteter Guru mit zahlreichen Gläubigen. Er lehrte, dass Gott überall ist und in allem gegenwärtig, deshalb solle man ihm Respekt zollen und sich vor jedem und allem verbeugen! Ein jüngerer Novize ging in den Wald, um das Holz für die Zeremonie des Heiligen Feuers zu besorgen. Da kam ihm ein Elefant entgegen. Der Junge aber blieb stehen und verbeugte sich vor dem Elefanten und huldigte ihm, indem er Mantras rezitierte! Der Mahut (der Elefantentreiber) rief laut: Geh aus dem Weg! Geh aus dem Weg! Der Junge aber blieb stehen und huldigte weiterhin dem Elefanten als Träger der göttlichen Seele. Der Elefant packte den Jungen und schleuderte ihn weit weg. Er wurde verletzt. Als man ihn in den Asram zurück brachte, fragten die Mitbrüder, warum er nicht beiseite getreten sei, als der Elefant ihm entgegen kam! Er antwortete, dass Gurudev doch gesagt habe, Gott sei überall und in allem, deshalb habe er sich auch vor dieser göttlichen Seele verbeugt!

Da sagte der Gurudev: Das stimmt, ein Elefant hat auch ein göttliches Seelenantlitz, aber der Mahut hat auch eine göttliche Seele. Warum hast du seine Warnung und seine Worte missachtet!

(vide: K. Bd.I. 25ff. 05.03.1882)

48) Narendras (Swami Vivekananda) kritische Bemerkung

Narendra besuchte Shri R.K. recht oft. Als westlich sozialisierter und kritischer Jugendlicher sagte er eines Tages zu Shri R.K.: All die sogenannten göttlichen Erlebnisse und Begegnungen, von denen du immer sprichst, sind Täuschungen und eigene Projektionen!

Shri R.K., sehr betrübt und verwirrt, ging in den Kali-Tempel und fragte aufgelöst Mutter Kali: Ma, Narendra hat gesagt, dass all meine Erscheinungen, Erlebnisse und Erkenntnisse bloße selbst projizierte Trugbilder sind, stimmt das?

Shri R.K. kam in sein Zimmer zurück und verkündete voller Zuversicht: Ma hat mir gesagt, dass alles, was ich sehe, erlebe, erkenne und sage, aus dem Strahlenkranz der ultimativen Wahrheit ist!

(vide: K. BD IV. 14ff. 07.04.1883)

49) Shri R.K. beschreibt die metaphysische Stellung von Narendra (Swami Vivekananda)

Swami Vivekananda war nicht nur der Lieblingsschüler von Shri R.K., sondern auch eine legendäre Persönlichkeit. Er nahm als erster Vertreter des Hinduismus im Westen im Jahr 1893 an der Konferenz „World Parliament of Religions“ in Chicago teil und erntete eine weltweite Bewunderung! Über sein Leben, sein Wirken, seine vielfältigen Schriften ist sehr viel geschrieben worden.

Shri R.K. bewertete den spirituellen Status von Narendra wie folgt:

Es kommen so viele Gläubige zu mir, aber keiner ist soweit wie er.

Die anderen sind als spirituelle Lotusblüte zehnblättrig, zwölfblättrig, hundertblättrig, aber Narendra ist tausendblättrig.

Als Gefäß, sind die anderen ein Glas, eine Vase, ein Eimer, aber Narendra ist eine Zisterne!

Als Wasserfläche sind die anderen Pfützen, Teiche, Kanäle, aber Narendra ist ein riesiger Fluss!

Er ist frei von sämtlichen weltlichen Anreizen, ja er ist „Nitya-Shiddha“ (ewig erleuchtet!).

(vide: K. BD. IV. 228ff. 15.07.1885)

50) Manifestation Gottes durch göttliche Entitäten!

In jeder Epoche findet eine Manifestation Gottes durch göttliche Entitäten statt! Über solche Menschen spricht Gott zu uns, zeigt uns den geeigneten Weg für die Gegenwart und macht uns immer wieder auf das Wesentliche, also auf ihn aufmerksam. Wenn du so eine Entität berührst, dann berührst du auch Gott! Genauso, wie du, wenn du hier im Ganges badest, in dem badest, dessen Ursprung im Himalaya und dessen Mündung in der Bucht von Bengalen liegt! Wenn ich deinen Finger berühre, dann berühre ich deinen ganzen Körper.

Wenn du einem Menschen begegnest, der in der Liebe zu Gott, sich und die Welt verloren hat, mal weinend, mal lachend oder mal still, starr und leblos verharrend, dann sei gewiss, dass Gott selbst in ihm anwesend ist!

(vide: K. BD. I. 191ff. 11.03.1885)

Die universalen Aspekte der Weltreligionen in der Perzeption von Shri Ramakrishna Paramhansa

Im Gegensatz zu Pseudo-Religionslehrern, Interpreten und Exegeten, die fast nur in ihrem immer gleichen, althergebrachten Tümpel aus einer Mischung von allerlei spirituellen Thesen herumrühren und diese als Nonplusultra präsentieren ohne jedoch die Kernaussage anderer Glaubensrichtungen zu kennen, wagte sich Shri Ramakrishna immer, voller Ernsthaftigkeit über den eigenen Tellerrand zu schauen, um zu erfahren, was andere auf ihrem spirituellen Weg erfahren und erlebt hatten und wie solche Aussagen zu bewerten sind.

Was die Vielfalt der Wege zur Selbstverwirklichung anbelangt, war er sehr neugierig. Er wollte den Wahrheitsanspruch anderer Weltreligionen, also des Christentums und des Islam, an sich selbst erfahren! Das ist etwas ganz anders, als nur Monologe von irgendeinem Apostel oder Propheten zu zitieren und an ihnen herum-zu-interpretieren! Um zum Beispiel um zu erfahren, was die Kernaussage des Islam ist, praktizierte er die Religion, indem er gemäß den Vorschriften des Korans lebte und betete. Während dieser Zeit besuchte er die Tempelanlage nicht, kleidete und ernährte sich wie ein Moslem und betete zusammen mit dem Imam. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass der Islam auf demselben Fundament aufbaut wie der Hinduismus! Die ultimative Wahrheit hat nur einen islamischen Schliff!

Was das Christentum anbelangt, las ihm ein Verehrer namens Shambhu Mallick regelmäßig aus der Bibel vor. Shri R.K. schöpfte daraus Inspiration und war beeindruckt von der aufopfernden Persönlichkeit Jesus Christus, den er als einen paradigmatischen Ausdruck des Altruismus empfand. In der Versenkung in Christi-Liebe, mit der er die hinduistischen Riten durchbrach, geriet er in göttliche Ekstase und hatte eine unmittelbare Jesus-Vision! Christi Geist hüllte ihn für drei volle Tage vollkommen ein. Während dieser Zeit unterließ er sogar seine täglichen Tempelgänge. Durch diese direkte Christus-Begegnung im Geiste, erkannte er die Essenz des Christentums und war davon überzeugt, dass das Christentum eine bemerkenswerte Religion ist, weil sie auf kompromissloser Nächstenliebe basiert! Insofern entspricht Christentum einem Idealbild und stellt sich als genau so wertvoll dar wie die anderen Religionen!

Shri R.K.s tiefgründiger Selbstversuch, diese beiden Religionen und auch den Hinduismus gemäß Ihren authentischen Vorgaben zu praktizieren, war eine beachtliche Herausforderung für diese, deren Kern sich häufig hinter Doktrinen, Dogmen, Ritualen und Zeremonien zu tarnen versucht! Er schärfte unseren Blick für die Tatsache, dass die Essenz aller Weltreligionen der Wahrheit entsprechen! Egal ob jemand dem Christentum, dem Islam oder dem Hinduismus folgt, er wird das gleiche Ziel erreichen, dieselbe Wahrheit erfahren, aber nur, wenn er auf seinem spezifischen Glaubenspfad unbeirrt voranschreitet! Aber niemand sollte sagen oder behaupten, dass seine Religion besser sei als eine andere und allein den richtigen Weg zur Wahrheit zeigt! Auf diese Weise hat Shri R.K. alle genannten Religionen revitalisiert, die Einzigartigkeit in der Vielfalt definiert und auf die Harmonie in allen unterstrichen. Er sagte voller Überzeugung nicht nur, dass alle Weltreligionen gleichermaßen eine Wegbeschreibung darstellen, sondern auch, dass sie wahr und keine Fiktion sind.

Es gibt jedoch verschiedene Arten von Harmonie. Zum einen die sogenannte „synkretische Harmonie“, bei der man Unterschiede ignoriert und eine fraktionelle Harmonie also Harmonie-Schnittmenge proklamiert, gemäß dem Slogan „alle Religionen beschreiben dasselbe Ziel“. Eine weitere Form der Harmonie ist die „eklektische Harmonie“, bei der man die „hervorragende Teile“ einer Religion herausnimmt und in einem neuen System kombiniert. Shri R.K. war kein Befürworter solche Harmonie-Systeme.

(vide: Ramkrishna Mission Convention 65/66ff)

Er hat nicht behauptet, dass alle Religionen gleich sind, sondern dass sie einzigartig, singulär und konklusiv, also in sich schlüssig sind!

Die Universalität der Religionen reflektiert den singulären Status der ultimativen Wahrheit. Shri R.K. hat wiederholt gesagt, dass die Wahrheit ein solitärer Edelstein mit vielen Facetten ist. Religiöse Harmonie basiert auf dem Erfahren und Erleben der immerwährenden Wahrheit. Insofern ist sie von der Wahrnehmung des Sakralen abhängig und nicht von logischen Schlussfolgerungen! Obwohl alle Weltreligionen in Bezug auf ihr Konzept von Wahrheit absolut gleich sind, gibt es natürlich auch Unterschiede. Diese sind aber nur äußerlich und bedingt durch die jeweiligen Hintergründe ihrer Entstehung! Deshalb sollte man alle Weltreligionen respektieren!

Diese Umfassende religiöse Toleranz hat in Asien eine lange Tradition! Bereits in der Vagavd-Gita sagt Shri Krishna, „Es gibt keinen Gott außer mir, und wenn jemand als ein aufrechter Gläubiger einen in irgendeiner Religion beschriebenen und angepriesenen Gott verehrt, dann bin ich dieser Gott, denn ich bin die Ursache aller göttlichen Hingabe und auch ihr ultimatives Ziel. Egal welchen Weg du auch nimmst, ich komme dir immer entgegen. Denn ich bin der Weg aller Wege – sowie das erhabene Ziel der Sehnsucht! Ich bin die vollkommene Wahrheit mit vielen Facetten.“ Darauf, dass alle Wege zur Selbsterkenntnis, die die Weltreligionen anpreisen, wahr sind, basiert die allumfassende religiöse Toleranz!

Aber im Westen ist die Toleranz gegenüber den Weltreligionen seltsam und mangelhaft. Der Glaube in der westlichen Hemisphäre gründet nicht auf der Tatsache, dass alle Weltreligionen die Wahrheit, gleichermaßen formulieren und predigen, sondern hier werden die Unterschiede zu den Doktrinen anderer Religionen hervorgehoben und akzentuiert!

(vide: Selected Papers of Metaphysics von Roger Lipsy. 35ff)

Shri R.K. hat immer wieder betont, dass Respekt und Toleranz anderen Religionen gegenüber auf lebendiger Erkenntnis, Erlebnis, und Erfahrung gründen muss! Denn die ultimative Wahrheit kennt weder Rasse noch geografische Grenzen! Man kann Shri R.K. als Wegweiser für eine moderne Welt hervorheben, der durch sein eigenes Spektrum von Erlebnissen der Transzendenz, den Kardinal-Weg, den es zu gehen geht, beleuchtet! Deshalb formuliert auch sein Lieblingsschüler Swami Vivekananda rigoros: Kümmere dich nicht um Dogmen und Doktrinen, die die Tempel oder Kirchen in den Mittelpunkt stellen. Sie sind nichts, vergleichen mit dem Schatz, der dem Menschen innewohnt. Dieser Schatz, diese Spiritualität, sollst du zuerst zur vollen Blüte bringen. Zeig durch die glänzende Erfüllung der Lebensmission, dass sich Religion nicht in Zitaten und Zeichen erschöpft, sondern nur in spiritueller Selbsterkenntnis zu finden ist!

(vide: What Religion is, in the words of Swami Vivekananda: 333ff)

Das religiöse Universum, in dem sich Shri R.K. bewegte, kann man besser verstehen, wenn wir den Wendekreis in seinem Wortreigen verfolgen. Die drei Hauptreligionen waren für ihn keine theoretische Spekulation, sondern sie alle basieren auf dem festen Fundament einer spirituellen Kraft. Die Protuberanzen des Geistes lösen alle nebulösen Schleier aus Dogmen und blinden Äußerlichkeiten auf! Die Proklamation der allen Weltreligionen innewohnenden Harmonie ist als ein Urknall in der Geschichte der Menschheit zu bewerten!

Es war nie Shri r.K.s Absicht, eine neue Religion ins Leben zu rufen. Das Wort „Universalreligion“ finden wir in „The Philosophy of Religion“ von George Galloway (geb.1954- ). Nach seiner Meinung muss eine solche Religion die Qualität besitzen, die Erneuerung und Entwicklung spiritueller Aspekte der Menschheit voranzutreiben. Aber Shri R.K. unterstreicht die Notwendigkeit, dass eine „Universalreligion“ Zeugnis ablegen sollte von der Qualität der Entwicklung des religiösen Bewusstseins! Religion soll sich nach seiner Meinung nicht in Zeremonien, Gottesdiensten und Ritualen oder in tiefgreifender akademischer Exegetik und Abstraktionen erschöpfen, sondern einen gangbaren und kumulativ fortschreitenden Lebensweg aufzeigen, der schließlich zur ultimativen Realität führt! Religion zielt auf die Perzeption der Seele durch die Seele, was vollkommen abhängig ist vom spirituellen Fortschritt. Religion ist eine operative Kraft, um die inneren Impulse zu beleben, beflügeln, unterstützen, fördern und ermutigen, mit dem Ziel, sich selbst zu identifizieren, d.h. zu erkennen, wer man eigentlich ist!

Shri R.K.s grundlegende Überzeugung war, dass die Religion dazu dient, dem Menschen die spirituelle Entwicklung zu ermöglichen und ihn in das leuchtende Sakrale-Bewusstsein emporzuheben!

Doch man sollte nicht eine einzelne Religion als „universal“ bezeichnen, denn die ultimative Wahrheit lässt sich niemals durch abgegrenzte Thesen und Meinungen einschränken und begrenzen, weder durch Propheten noch durch Heiligen – sondern sie offenbart sich spontan in der Vollkommenheit!

Eine der wichtigsten Eigenschaften der Universalität in der Religion ist, dass sie humanistisch sein muss! Die Philosophie des Menschen, die Aristokratie seines Geistes, seine Stellung und sein Status im Universum sowie seine Beziehung zur der ultimativen Realität sind signifikante Eigenschaften, die eine „Universal Religion“ implizieren muss. Sie sollte eine Lehre von menschlichem Leben, auch des in der Wissenschaft verankerten anthropozentrischen Geist sein. Und natürlich sollte sie sich ständig bemühen, uns aus der Unkenntnis zu erwecken und uns in Richtung spirituellen Bewusstseins zu bewegen. Deshalb handelt es sich bei einer Universalreligion um ein lebendiges Konzept im Hinblick auf die ontologische Entwicklung des Menschen, statt nur eine schlichte Gottes-Vorstellung zu proklamieren!

Religion ist vorstellbar ohne irgendeine Gottheit, aber nicht ohne die Menschheit! Denn der Mensch steht im Mittelpunkt der Schöpfung, er ist ein spirituelles Geschöpf und das ist seine wahre Identität!

Der Weltenbürger lebt nicht mehr für und vom Brot alleine. Er hat sich emanzipiert und ist sich seiner Begrenztheit und Unvollkommenheit bewusst und spürt den Impuls in Richtung Perfektion und Unsterblichkeit als göttliches Geschenk. Er hat einen Schimmer, eine Vorahnung von etwas Höherem, etwas Größerem, etwas Erhabenem, etwas Vollkommenem, und er hat eine unstillbare Sehnsucht, diese metaphysische Dimension auch zu erreichen. Diese besondere seelische Disposition sollte sich in allen Religionen niederschlagen! Die Religion muss deshalb ein dynamischer-Prozess sein. Swami Vivekananda sagt, dass die Religion ein Ausdruck des Prozesses von Werden und Sein ist. Der Mensch entwickelt sich sukzessiv hin zum transzendenten Selbst und gewinnt Abstand vom materialistischen Status. Folglich ist es auch eine wesentliche Eigenschaft einer Universalreligion, dass sie Raum lässt für den evolutionären Prozess der seelischen Entwicklung des Menschen!

Eigentlich hat eine Religion zwei Aspekte, interne und die externe, also Kontemplation und Aktion. Für die wahre Identifikation des Selbst, muss der Mensch in die Tiefe der sublime also verfeinerten Meditation eintauchen. Der äußere Ansatzpunkt ist die selbstlose Nächstenliebe. Das Christentum sagt, Gott ist die Liebe, der Islam predigt universale Brüderlichkeit und die Upanishaden bestätigen die ultimative Einheit des Seins!

Was die religionsphilosophische Position von Shri R.K. anbelangt, kann die Identität des Menschen als eine spirituelle Einheit beschrieben werden, denn der Mensch trägt einen göttlichen Funken in sich. Deshalb war Shri R.K. sehr ungehalten, als er in der Genesis, die christliche Idee von der Vertreibung aus dem Paradies und von gefallenen Menschen hörte. Der Gedanke bzw. die Vorstellung von der „Erbsünde“ ist der gesamten hinduistischen Metaphysik vollkommen fremd. Shri R.K.s Meinung über die Würde des Menschen, formulierte Swami Vivekananda: Der wahre Mensch ist ein Geisteswesen, jenseits von Ursache und Wirkung, nicht begrenzt durch Raum und Zeit, daher ist er frei. Er war und bleibt grenzenlos. Es ist eine Quelle unendlicher Kraft in diesem kleinen Körper verborgen, der auf die Offenbarung wartet.

(vide: The Complete Works of Swami Vivekananda BD II. 78ff,/185ff)

Die Sehnsucht der Menschen nach der ultimativen Wahrheit ist ein entscheidendes Kriterium für die universale Religion. Shri R.K. sagt, dass dieses Verlangen des Menschen nach der Begegnung mit dem Unendlichen, sein spiritueller Hunger die Geburtsstunde der Religion ist! Je tiefer die Hingabe, je stärker die Sehnsucht, umso schneller kommt es zur Begegnung mit dem Erhabenen! Wie ein ertrinkender Mensch verzweifelt um Luft ringt, so muss sich das Herz nach dem Herrn sehnen!

(vide: Gospels of Shri Ramakrishna, 225ff)

Shri R.K. sagte, dass der Mensch unzählige Möglichkeiten hat und in diesem Kontext könnte man einblenden, dass die spirituellen Prozesse inmitten des Sozialen, Politischen, Gesellschaftlichen stattfinden, ebenso wie der ethische Fortschritt, der als eine Art von Evolution verstanden werden kann. Hier finden wir den Einklang von Shri R.K.s Wahrnehmung und die Aussagen der Naturwissenschaft. Die gegenwärtige Ausgestaltung der Welt mit ihrer unendlichen Vielfalt an Spezies, Formen und Farben, ist Ergebnis einer sukzessiven Entwicklung über einen langen Zeitraum hinweg. Genauer betrachtet ist es ein Entwicklungsprozess vom Niederen zum Höheren, vom Simplen zum Komplexen, vom Einheitlichen zum Vielfältigen, und das gilt auch für den menschlichen Geist. Die hinduistische Ontologie spricht davon, dass dieser Evolutionsprozess auf einem spirituellen Prinzip basiert. Der göttliche Geist entblößt sich immer von der niedrigeren zur höheren Ebene. Die Materie ist ein Aspekt von Brahma selbst und der Mensch stellt die höchste geistige Manifestation dar! Weil nur der Mensch die einzigartige Begabung besitzt, die Gegenwart des Unendlichen in seiner Endlichkeit zu erfahren! Die Upanishaden unterstreichen diesen schillernden humanistischen Aspekt, was ebenfalls in Shri R.Ks Äußerungen durchschimmert! Deshalb ist eine Religion nichts anderes als der Ausdruck des ewigen inneren Verlangens des Menschen nach seinem Rang und seiner Identität als ein göttliches Wesen! Eine weitere Eigenschaft der Universalreligion ist, dass sie wertschätzend sein muss, das hat Shri R.K. bewiesen. Er hat die Existenz Gottes als inhärentes und auch als essentielles Prinzip erfahren, und auf dieser Grundlage hat er die Identität von Jivatma (menschliche Seele) und Parabrahma definiert. Religion ist also nichts anderes als die Realisierung des höchsten Absoluten!

Nach seiner Erkenntnis ist Parabrahma sowohl transzendent als auch immanent, metapersonal und personal, passiv und aktiv, statisch und dynamisch, die gegensätzlichen Pole werden im Hinduismus Shiva-Shakti genannt und gelten als zwei Aspekte der ein und der selben Realität! Die ultimative Wahrheit ist damit eine solitäre Manifestation, birgt jedoch zugleich eine Synthese von Kontradiktionen in sich!

Shri R.K. unterstreicht immer wieder die Tatsache, dass Gott oder Parabrahma der universale Geist ist, der sich in der Schöpfung in mannigfaltiger Weise zum Ausdruck bringt und in allen Tonlagen des Lebens, einschließlich der inneren und äußeren Klangschale des Herzens, erklingt. Die Natur bezeugt, das sie eine Einheit ist, und alle Religionen sind Wegbeschreibungen, die zum Ziel haben, diese spirituelle Einheit zu nähren! „Einheit in Vielfalt ist der Schaltplan des Unendlichen“. Falls es wahr ist, dass Gott selbst den Mittelpunkt aller Religionen bildet und dass wir alle als mögliche Aspiranten aus unterschiedlichen Richtungen auf dem Weg zu ihm unterwegs sind, dann ist es sicher, dass wir uns alle im Zentrum begegnen. In diesem Atrium, wo wir alle zusammentreffen, werden die äußeren Unterschiede zu existieren aufhören.

(vide: What Religion is, in the words of Swami Vivekananda: 25ff)

Shri R.K.s Feststellung war, dass alle Weltreligionen im Kern, in ihrem Wesen, wahr sind. Keine ist falsch. Er kritisierte keine Religion und wollte auch selbst keine neue Religion predigen.

Er war auch ein Mystiker und empfahl immer wieder, in den Ozean der Unsterblichkeit einzu tauchen, und zwar so tief wie möglich!

(vide: Kathamrita. BD I. 130ff)

Die ultimative Wahrheit ist jenseits unserer Denkdimension , unserer Worte, Sprachen und unseres intellektuellen Strebens. Sie kann nur auf der tiefen Ebene des intuitiven Bewusstseins erfahren werden. Der Beseelte ist still und genießt die göttliche Magnifizenz in der Tiefe seines Herzens, in sich selbst!

(vide: Sayings of Sri Ramakrishna, 45ff)

Keine theologische Exegese ist in der Lage, die Essenz einer solchen spirituellen Erfahrung zu beschreiben. Trotzdem sagen die heiligen Schriften der Weltreligionen nichts Unwahres, denn sie bezeugen ebenfalls das Wahrnehmungsvermögen des Menschen und dessen Vision von der absoluten Wahrheit.

Nach Shri R.K.s Vorstellung sollte es zwischen den Weltreligionen keinerlei Konflikte, Konfrontationen oder Missstimmungen geben, denn sie alle beschreiben ihren Weg zur Erlangung der Selbsterkenntnis. Kirchen, Tempel oder Moscheen sowie die Sakralen Bücher sind notwendig, obwohl sich eine Religion nicht in ihnen erschöpft!

„Solche Institutionen sind von Bedeutung als Kindergarten für die Vermittlung gewisser spiritueller Kenntnisse, aber die Begegnung mit dem transzendenten Selbst ist nur abhängig vom Verlangen und der Beharrlichkeit des Aspiranten“

(vide: Sayings of Sri Ramakrishna, 149ff)

Eine weitere erwähnenswerte Eigenschaft der Universalreligion gemäß Shri R.K. Ist, dass in ihr der Einklang des Sakralen und des Säkularen mitschwingt, denn Gott ist nach Shri R.K.s Erfahrung kein undefinierbares, übernatürliches Phänomen, und sein Reich ist nicht irgendwo da oben, hinter dem blauen Himmel. Die Welt und die gesamte Schöpfung ist Manifestation seines alles durchdringenden Bewusstseins. Deshalb sollte man die materielle Welt weder abschätzig betrachten noch nur als Schein bewerten. Für Shri R.K. war jedes Lebewesen wertvoll und jeder Körper war für ihn wie ein Tempel des Sakralen, denn Gottes Königreich ist in uns!

Die „Upanishaden“ haben gepredigt, dass wir die materielle Welt und auch unsere physische Existenz als etwas Unbeständiges betrachten sollen, um eine Affirmation im göttlichen Licht zu empfangen. Diese Art von Askese wurde von Shri R.K. kategorisch abgelehnt! Jeder habe seine spezifische Aufgabe im Leben zu erfüllen. Er sagte öfter: Erledige deine Hausaufgabe, aber lass deinen Geist in Gott ruhen.

(vide: Sayings of Sri Ramakrishna, 100ff)

Eine universale Religion mit klarer Akzentuierung auf dem Humanismus soll die Menschheit inspirieren, sich spirituell zu entfalten, sie soll anleiten, Zuversicht und Selbstvertrauen einflößen sowie einen überzeugten Glauben, Mut und Selbstvertrauen vermitteln.

Shri R.K.s „neu-vedantische“ Annäherung gründet auf Herz und Hirn, Religion und Wissenschaft – also eine Synthese von Ost und West und die Suche nach der ultimativen Realität sollte in einer neuen Dimension voller Güte und Geist heranwachsen. Die nun in unseren Tagen überall spür- und sichtbare bedrohliche Veränderung der Welt, erzwingt eine grundlegende und umfassende, gar radikale Neuorientierung!