Die Nadis – virtuelle Kapillaren

Die Nädis sind weder Nervenbahnen (snäyu) noch Nervengeflechte (snäyu-jäla)– sie sind virtuelle Kapillaren, eine nur spirituell wahrnehmbare idiomorphe Darstellung.

Sie sind die Leitkapillaren oder die Pfade für die „Präna-Energie“, und durch sie fließt die „Präna-Shakti“ hinauf bis zur Mitte der Schädeldecke (Brahma-Tälu). Die spirituelle Reinigung (suddhi) der Nädis ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Schritte zu Beginn des Praktizierens von Kundalini-Yoga und gehört in die Aufgaben-Disziplin des integrierten Pränäyämä-Yoga.

Über die Anzahl der Nädis gibt es sehr spekulative Angaben. Realistisch ist es, von 14 Nädis auzugehen, und davon sind 3 als die wichtigsten anerkannt. Diese sind: Ida – die Sashi (der Mond), Pingalä – die Mihira (die Sonne) und Sushumnä – die Agnisvarupa (die Feurige). Die Sushumnä ist die längste Nädi und allen anderen übergeordnet. Sie besteht aus drei Guna-Schichten: der tamaischen roten, sie umschließt die strahlende rajaische Vajrini und diese die sattvaische Chitrini. Am unteren Ende der Chitrini-Nädi befindet sich das „Tor Brahmas“ (Brahma-Dvära) und durch dieses Tor steigt die Kundalini hinauf Richtung Sahasrärä. Die Idä symbolisiert die Zeit (Käla) und Pingalä den Raum (Buom). Das bedeutet, dass durch die erfolgreiche Überquerung aller Pfade der Shadhaka in eine Ebene der Raum-Zeitlosigkeit eingetreten wird.