Wer ist Brahma?

In Rigveda bedeutete das Wort “Brahma“ als “Hymne“, “sakrales Wissen“, “ein Gebet“ oder gar “magische Formel“ oder auch “die inhärente magische Kraft in Hymnen und Mantras“.Später wurde Brahma eine der vedischen Trinität, der Verursacher für die Entstehung der Kosmos.

Die Entwicklung des Begriffs “Brahma“ ist recht bemerkenswert.

Der Weise Yäjnavalkya wurde von Sakalya mit der Frage nahezu bedrängt,die Anzahl der wahren Götter zu nennen. In sieben Schritten hat er dann aus 3306 Götter, eine einzige genannt – das war Brahma! (vide: Brihadäranyka Upn.3.9. 1-9)

Es gab weitere eher spekulative Definitionen von Brahma. Zum Beispiel:

Brahma ist das Leben. Er ist die Freude. Er ist die Leere.“ (vide: Chändogya Upn.4.10.5).

Aus Ihm der alles weiß im Allgemeinen, sowie im Besonderen, und Seine Meditation das Ergebnis Seiner Kenntnis ist, haben die Hiranyagarbha sowie Namen, Farben sowie Nahrung hervorgebracht.“ (vide: Mundäka Upn.1.1.9)

Er ist der Urheber aller guten Eigenschaften“. (vide: Chändogya Upn.3.14.2)

Er ist nicht groß, nicht klein, weder kurz noch lang“. (vide: Brihadäranyka Upn.3.8.8).

In Brihadäranyka Upanishad findet man weitere Versuche Brahma zu definieren. Wie z.B.im Gespräch zwischen den berühmten Weisen Gärgya Bäläki und dem König von Benares. Ajätasatru. Der König bot dem Weisen eintausend Kühe an, falls Gärgya dem König erklären könnte wer Brahma ist!

Hier verkürzt:

Gärgya (G): Brahma ist der Mond.

Ajätasatru (A):( mit Protest) nein, Er ist der weiß gekleidete König Soma, der den Mond im Leben erleuchtet.

G: Brahma ist der Blitz.

A: Nein, Brahma ist nicht nur ein brillantes Licht, sondern Er ist das Urprinzip von Brillanz selbst und manifestiert sich in allem was die Brillanz als Eigenschaft besitzt usw.

Es sind zwölf spekulative Konzeptionen über Brahma (in Kausitaki Upn.4. gibt es sogar sechszehn solcher Versuche!) gegeben.

Als schlussfolgernde Interpretation wurde behauptet:

Wie eine Spinne aus dem eigenem Netz hervorkommt; wie kleine Funken aus dem Feuer steigen; genau so entstehen alle vitale Energien., alle Welten, alle Götter und alle Wesenheiten. Die mystische Bedeutung von Upanishad, ist deshalb- die Wahrheit der Wahrheiten.“ (vide: Brihadäranyka Upn. 2.1.20)

Diese Konzeption, mit weiteren Ergänzungen setzt sich in einigen anderen Upanishaden fort. Erwähnenswert sind jedoch zwei weitere Dialoge:

In Brihadäranyka Upanishad 4.1-2, auf Wunsch des Weisen Yäjnavalkyas hin, gibt König Jänaka sechs Konzeptionen von Brahma bekannt. Hierbei wurde Brahma postuliert als Manifestation der physischen Aktivität des Menschen – also als saguna Brahma. Zum Beispiel: Brahma ist die Sprache, der Atem, die Sicht, das Gehör, das Herz und der Geist.

Alle diese Beschreibungen deuten auf einen Brahma hin, der mit Eigenschaften versehen ist. Aber dem wird noch Widersprochen werden!

Närada bittet Sanatkumära:

adhih bhagavo (Brahma) “ also Gurudeva, beschreibe mir Brahma. Mit derselben Bitte trat auch Bhrigu Väruni an seinen Vater heran. (vide: Taittiriya Upanishad 3.1.)

Später schrieb er 17 Bücher – sie alle verkünden nur einen Namen: Brahma.

Das deutet auf eine stufenweise Entwicklung der Vorstellungswelt über Brahma.

Der Name benennt die Natur, die Sprache ist aber höher als der Name, weil die Sprache die Besonderheiten allen Objekten hervorbringt, aber der Geist (manas) ist noch höher, weil im Geist der Name und die Sprache verschmelzen. Das Selbst ist Geist. Die Welt ist Geist. Brahma ist Geist. Jedoch, es gibt noch Höheres als Geist, dass ist der Entschluss durch Erkenntnis (sankalpa). Ein existentieller Status alles Seienden wird ermöglicht durch unsere schöpferischen Fähigkeiten. Aber diese Fähigkeiten definieren nur eine Facette von Parambrahma.

Der Gedanke hat einen noch höheren Stellenwert, denn alles Bisherige kommt zum Tragen durch die Gedanken. Nach den Gedanken folgt die nächste Stufe: kontemplative Meditation.

Daran anschließend erfolgt das Erlebnis eines unsterblichen, undifferenzierten, unbegrenzten, autarken Umfelds, sich offenbarend nach oben, unten, vorne und hinten, rechts und links – das ist die intuitive Manifestation.

Nun ist die fortschreitende Konzeption von Brahma erkannt als eine große Realität, gegenwärtig sowohl in der phänomenalen Welt, wie auch in den Wirkungen des Selbst.  (vide: Chändogyo Upanishad 3.18.1-2)

Kurze Zusammenfassung:

Früher in der kosmogenetischen Zeitperiode, wurde spirituell und spekulativ festgestellt, dass Brahma und die Schöpfung irgendwie getrennt sind. Das sagt z.B. Taittiriya Upanishad 2.6.:

“…. Nach der Schöpfung kam Er selbst hinein..,“ oder in Chändogya Upanishad 6.3.:

“…. Nach der Erschaffung von Sonne, Meeren und Nahrung…. nun lass mich in den dreien Divinität mit meinem lebendigen Geist eingehen und sie versehen mit unterschiedlichen Namen und Formen….“.

Der eigentliche pantheistische Monismus wird zuerst klar zum Ausdruck gebracht in Chändogya Upanishad 3.14.:

“….Wirklich, dass ganze Universum ist Brahma…“. Diese Vorstellung war bereits in der historischen Vergangenheit antizipiert worden, jedoch nebelhaft latent. Und nun durchströmt dieser Pantheismus die Upanishaden.

Hier einige Beispiele:

“…. Brahma, ist wirklich ewig.

Brahma vorn, Brahma hinten, im Rechten und Linken, oben und unten- ausgedehnt;

……Brahma,wirklich ist das Universum, die unendliche Ausdehnung….“

(vide:Mändukya Upanishad 2.2.1.).

“…. Wirklich, hier ist alles nur Brahma… “ (vide: Mändukya Upanishad 2.)

Es ergeben sich also zwei Gesichtspunkte:

1.) Die Determination des Welten-Grund ist nicht als isoliert zu betrachten, sondern als universelle Einheit, die alles in der phänomenalen Welt in sich einschließt.

2.)Dieses universale Bewusstsein hat eine Korrelation mit dem begrenzten Individuum als Träger der verkörperten Seele (jivätmä). Eine Bestätigung davon finden wir bereits in Svetäsvatara Upanishad 1.2.:“… Jivätmä ist existent….“.

Aber ,es ist zweifellos klar,dass es trotz vieler Bemühungen in den Upanishaden/Vedanten,kaum gelungen ist aus sehr unterschiedlichen Betrachtungs-, Empfindungs- und Wahrnehmungswinkeln Brahma oder Parambrahma begrifflich zu definieren. Das Blau des Himmels lässt sich mit, „himmelblau“ nur annähernd plausibel beschreiben. Genauso ist Brahma!

“….Yato väcye nivartante apräpya mansä sahä….“ (vide: Taittiriya Upanishad 2.4.1.),

also, weder der Sprache noch der Geist kann Ihn erreichen.

Denn,“…. Sah yah ha vaitat param Brahmaveda Brahmaiva bhavati…“(vide: Mundäka Upanishad 3.2.9), damit ist gemeint: wer Brahma erlebt ( durch transzendente Intuition) wird sicher selbst zu Brahma ; und “….Brahmaiva san Brahmapyeti…“ also in der Brahmasphäre angekommen, wird man verschmelzen in Brahma. Deshalb ist eine Rückmeldung ,eine Offenbarung der Erlebnisse und Erfahrungen nicht möglich!