Die verkörperte Seele
Im Svetasvatara Upanishad 1.2 hören wir bereits ein fernes Echo des ätmä, aus dem Erkenntnis-Horizont von Brahmas Gegenwart, als nicht nur nicht- selbst, sondern auch von selbst. Das heißt,ätma ist nicht nur die Essenz kosmologischer Phänomenen, sondern auch die ultimative Identität im Menschen. Eine Resonanz von Brahma als makro – kosmisches Bild findet man in „Hymnen an die kosmotheistische Gestalt“ (vide: Rigveda 10.90):
„…aus seinen Augen ist die Sonne, aus seinem Geist ist der Geist, das Feuer aus dem Mund, der Wind aus dem Atem, der Himmel aus dem Kopf, die Erde aus dem Fuß etc. …“
In Bezug auf Menschen lesen wir seine vollkommene Assimilation nach dem Tode: „… seine Stimme geht ins Feuer, sein Atem wird der Wind, seine Augen die Sonne, sein Geist der Mond, sein Gehör die Teile des Himmels, sein Körper die Erde, seine Seele der ewige Raum, die Kopfhaare die Pflanzen, die Körperhaare die Bäume und sein Blut und Samen ins Wasser. (vide: Brihadäranyka Upanishad 3.2.13)
Diese Beispiele unterstreichen die Tatsache, dass die Schöpfung auch wahrgenommen wird als Universal-Seele (Paramätmä) und das Individuum ist eine Reflexion dieser Seele (sog. Jivätmä) in Miniatur ist.
Einige Bestätigungen:
„…Derjenige, der in jeder Person gegenwärtig und derjenige, der sich in der Sonne befindet-sind eins…“ (vide: Taittiriya Upanishad 3.10.4)
„…Der, der im Feuer ist und Der, der sich im Herzen befindet und auch in der Sonne- sind eins…“ (vide: Maytrea Upanishad 6.17.7.)
„…Die allgegenwärtige Person (Paramätmä)-Ich selbst bin ER!…“ (vide: Brihadäranyka Upn. 5.15)
Yäjnavalka beschreibt Paramätmä-Jivätmä und sagt zu Ushastas: „…Er der in deinem Atem atmet ist deine Seele. Er ist in allem. Er, der in deinem Atem Ausatmet ist deine Seele. Er ist in allem. Er, der in deinem Umheratem atmet ist deine Seele, der ist in allem. Er, der in deinem Aufatem atmet ist deine Seele, der ist in allem…“ (vide: Brihadäranyka Upn.3.4.1.)
Die Kernaussage über Brahma oder Ätmä ist:so wie die Strahlen der Sonne alles beleuchtet, aber am Wasser oder in einem Spiegel sich das Sonnenlicht am meisten reflektiert, so verklingt auch die göttliche Symphonie hörbar nur im gestillten Herzen des Menschen. Innere Einsicht und konsequente Entwicklung des spezifischen Bewusstseins im spirituellen Umfeld ermöglicht dem Menschen eine vertiefte Erkenntnis über die Magnifizenz des eigenen Selbst.
Frage: Ist Parambrahma und Paramätmä identisch?
Brahma erscheint einem etwas distanziert, unnahbar, schwer begreiflich, ein Konglomerat sich widersprechender Abstraktionen wie Saguna-nirguna, endlich-unendlich, immanent-transzendent etc.. Dagegen bildet Ätmä, durch kosmisch-korporale Einheits-Beschreibung sowie durch Integration in die persönliche Hemisphäre bei der Bewertung von Selbst und Nicht-Selbst, eine überzeugende einheitliche sowie nachvollziehbare Korrelation. „Der Mensch selbst wird sich eines Selbst bewusst.“ Die Tür ist für jeden, ohne Rücksicht auf Rasse, Religion, Rang und Regime, weit offen für die Emanzipation, Elevation, für Einklang und Extase.
Zunächst jedoch blickte bei den zahlreichen Interpretationen und Definitionen von Brahma, der Ätma nur andeutungsweise hervor. Je mehr die Weisen in ihren Vorstellungen und Wahrnehmungen Fortschritte verzeichneten, umso mehr wurde klarer und überzeugender, dass Ätma und Brahma essenzielle Einheiten sind.
Diese Gewissheit unterstreichen auch die folgenden Zitate:
„…sicherlich, die große ungeborene Seele (Ätmä), unvergänglich, untsterblich, furchtlos ist Brahma…“ (vide: Brihadäranyka Upn. 4.4.25)
„…Er (Ätma) ist Brahma…“ (vide: Aitareya Upanishad 5.3.)
„…Erkenne nur Ihn (Brahma) als die singuläre Seele (Ätma). Lehne andere Worte ab..:“ (vide: Mundäka-Upanishad 2.2.5)
„…Das Ätma, das alles durchdringt- das ist Brahma…“ (vide: Svetäsvatara Upn. 1.16.)
Also, Parambrahma (die ultimative Realität) oder Paramätmä (die absolute Seele) ist die Offenbarung eines universelle Monotheismus.
Weitere Aspekte der verkörperten Seele wie: Unzerstörbarkeit, Indifferentheit in Freude und Leid, ungeboren, alt und ewig seiend etc. findet man ausführlich in Vagavad-Gita z.B. 2/20-28, 18/16,17 usw.
Obwohl Sri Krishna sagt:
„… Jemand empfindet seine Seele als etwas Erstaunliches, jemand beschreibt seine Seele mit Verwunderung, die anderen haben etwas Bemerkenswertes über die Seele gehört. Aber niemand ist befähigt die Ätmä zu begreifen! (vide: Vägavad-Gitä 2/29) Und damit legt Er einen magisch-mystischen Schleier über die verkörperte Seele. Aber als Wegweiser verkündet Er auch:
„Sarba bhutästahmätmänam sarba bhutäni chätmani. Ikshate yugayugtämä sarbatra samadarshanah.“
Also die göttliche Seele leuchtet in allen Wesen, der epochale Erleuchtete sieht die Manifestation dieser Seele überall in allem. (vide: Vägabad-Gitä 6/29)