Raja-Yoga-Marga

Der königliche Weg

Wie der Name bereits sehr treffend zum Ausdruck bringt, handelt es sich hier um einen Weg für die „spirituellen Prinzen“, eine äußerst seltene Spezies unter den Menschen, die sogenannten „nitya-siddhas“, also um die angeboren erhabenen und stets geistig aufgeklärten Adepten!

Der Aspirant muss in allen von Patanjali im Yoga-Leitfaden beschriebenen Qualifikationen sukzessiv und ohne Unterlass erfolgreich heranreifen, um die Kaivalya, also die Befreiung von Klesha, zu erreichen.

Das ist eine lebenslange Aufgabe und verlangt eine vollkommene physische sowie mentale Ausrichtung auf dieses Ziel, eine stringente Identifikation mit den einzelnen Übungsphasen und Assimilation mit den Ergebnissen! Deshalb scheinen jegliche sozial und gesellschaftlich strukturierten Tätigkeiten für den ernsthaft strebenden Aspiranten des Raja-Yoga schier unmöglich! Der geeignete Kandidat hat einen eisernen Willen, und er ist eine entschlossene, weltabgewandte, asketische sowie beseelte Singularität!

Die Doktrin der spirituellen Kompetenz (skt. Adhikara) wird unter Beweis gestellt, bereits schon am Anfang, mit der Aufforderung „citta-vritti-nirodha“, also der vollkommenen Beherrschung des Verstandes, des Willens und Gemüts und der Vermeidung aller inneren und äußeren Unruhezustände.

Für weitere Details siehe:

Die klassischen Yoga-Margas  – Prolog!

Der besondere Kommentar:

In Vagavad-Gita Abschnitt 6 zu Dhyana-Yoga oder Abhyas-Yoga: es gibt auch die Anweisung und Empfehlung über Patanjalis Raja-Yoga. Die Absicht hier ist jedoch nicht dieselbe. Sowohl Samkha-Darshan wie auch Patanjalis Yoga-Sutra haben die Zielsetzung:

Tadabhabath koybalyam (siehe: Samkhya Sutra 2/25)

Also:Die Befreiung von „Kleshas“, dem umfassenden Ur-Leiden (gemäß „Dukkha“ im Buddhismus) durch „Asamprajnana“ oder „Nirbija“-Samadhi. Der „Kaivalya“-Zustand bedeutet auch die Isolation und Unabhängigkeit von „Prakriti“.

Pum prakrityorbiogoh pi Yoga Yttudityo Joya; (siehe: Bhojabritti).

Deshalb ist Patanjalis Yoga eher Bi-Yoga, also lediglich eine Differenzierung von Purusha-Prakriti. Hier erweckt der Körper des Yogin den Anschein eines verbrannten Seils, eine Erfahrung der Freude ist dort nicht vorhanden. Vagavad-Gita bestätigt, dass nur der Brahma-Jnani sich in „nirguna Brahma“ begegnet und ruht; er hat nicht nur das „Leiden“ besiegt, sondern er befindet sich auch in der profunden Tiefe der stetigen Glückseligkeit.

Atyantam shukhamashnute“ (siehe: Vagavad-Gita 6/21,22)