Die Essenz von Buddhas Lehre

Buddhas ursprüngliche Lehre basiert auf der in Indien hinreichend bekannten Bedingtheit von Samsara und dem bindenden Element Maya. Schon die arischen Mönche hatten diesen zwingenden Kreislauf erkannt und immer wieder gebetet:

Ashato Ma Shath Gamaya, Tamasho Ma Yotirgamaya …..

Bei Buddha tritt jedoch das Wort „Dukkha“ also Leiden in den Vordergrund. Er sagt, das Werden-Sein-Vergehen sei eine Tragödie in vielen Akten. Wir nehmen Abschied von der Kindheit, dann von der Jugend, dem mittleren Alter, dem Alter und dann am Ende steht der Tod. Im Zuge der uns gegebenen Lebenszeit kultivieren wir Neid, Missgunst, Egoismus, ein Spektrum an Lügen, erleben Enttäuschungen, Krankheit, Angst und schließen das Drama unseres Lebens zunächst mit dem Tod ab. Aber durch unsere Verhaltensweisen setzen wir wieder eine neue Ursache als einen Impuls in einem neuen Gewand, für eine neue Geburt, immer und immer wieder wiederholt sich das Leben und das Leiden, in einem immerwährenden Kreislauf!

Die Welt ist, so Buddha, nur eine Manifestation unseres Geistes, und hat keine reale Existenz .Alles was wir als Ding, Sache, Ereignis, Gefühl wahrnehmen, erkennen, bewerten, definieren — alles ist ohne inhärentes Vorhandensein. Im Einzelnen sowie im Gesamten sind alle Phänomene der Welt letztlich leer (Shunya!).

Diese Leerheit ist aber nicht, wie es die westliche Philosophie verstehen würde, die Abwesenheit von etwas, was synonym für das Sein zu definieren wäre. Buddhas „Leerheit“ ist weder Sein (Existentialismus) noch Nichts (Nihilismus), sondern eine dimensionslose „Leerheit“ (skt. Shunyata). Die sogenannte Realität ist nur eine auf der Wahrnehmung basierende Projektion! Der berühmte Autor und Interpret Basubandhu sagt: „Diese Fähigkeit des Geistes, dies zu erkennen ist in Skt Vigyana (metaphysische Erkenntnis). Das Erreichen dieses Zustands, die Leerheit zu erkennen, ist das ultimative Ziel des Buddhismus!“

Deshalb heißt es:

„Die Vollkommenheit deines Lebens spiegelt sich in der Leere deines Daseins wieder.“

Buddha starb der Überlieferung nach im Alter von ca. 80 Jahren, im Jahr 483 v. Chr. in Kushinagar (heute Kashia bei Gorakhpur). Er hatte ca. 39 – 40 lange Jahre Nord- und Nordostindien bereist und seine Erkenntnisse vorgetragen. Erstaunlicherweise aber hatte er nichts Schriftliches hinterlassen. Das ist sehr merkwürdig! Es ist also anzunehmen, dass er Analphabet war. Seine Weggefährten haben, wie in der vedischen Zeiten, Smriti (aus dem Gedächtnis) und Shruti (das Gehörte) seine Lehrreden weitergegeben, so wie sie diese verstanden hatten oder meinten verstanden zu haben. Deshalb lohnt es sich, die zwischen den Zeilen durchschimmernden Wahrheiten, zwischen den tradierten Texten, aufmerksam zu studieren und verstehen zu versuchen.

Zuerst verkündete Budha in einem Gazellen-Park unweit von Benares an seinen bereits bekannten fünf Asketen:

Die vier edlen Wahrheiten

1) Dukkha:
Leiden durch Reinkarnation im Kreislauf von Werden-Sein-Vergehen im Strom des Samsara-Flusses.

2) Karana:
Ursachen, dafür sind Verblendung, Verlangen, Gier, Hass, Durst in vielen Nuancen, sie bedingen ständiges Handeln. Das Handeln verursacht die Vernebelung des Geistes und verhindert es, die eigene wahre Natur erkennen zu können.

3) Nirodha:
Prävention – ein jeder ist befähigt die Natur seines Geistes zu erkennen und dadurch diesen Kreislauf zu beenden.

4) Marga:
Den Weg der Erlösung von diesem Leidens beschreibt der Achtfache-Pfad.

Am Anfang jedoch die geeignete Lebensführung

Die Pancha-Sila

Die fünf ethisch-moralischen Verhaltensregeln:

  1. Keine Lebewesen töten oder verletzen.
  2. Nichts an sich nehmen, was kein Geschenk ist.
  3. Keine ausschweifenden, sinnlichen Handlungen vornehmen, oder ihnen beiwohnen.
  4. Nicht lügen und mit Menschen nur wohlwollend sprechen.
  5. Keine Substanzen konsumieren, die den Geist vernebeln, in die Irre leiten und die bewusste Wahrnehmung negativ beeinflussen.

Der Edle Achtfache Pfad – Anleitung und Ethik

Die Anweisungen sind in vier Kategorien unterteilt

a.) Kategorie: Einsicht und Entschluss

  • Rechte Einsicht = skt. Dristi
  • Rechte Gesinnung = skt. Sankalpa

b.) Kategorie: Kommunikation und Aktion

  • Rechte Rede = skt. Batscha
  • Rechtes Handeln = skt. Karma

c.) Kategorie: Lebensführung im Alltag

  • Rechte Askese = skt. Brahmacharya
  • Rechter Erwerb = skt. Ajiba

d.) Kategorie: Übung und Meditation

  • Rechtes Streben = skt. Sadhana
  • Rechtes Sich-Versenken = skt. Samadhi

Die überlieferten Texte sollen erst 80 v. Chr. niedergeschrieben worden sein und man fand diese Schriften im Felsenkloster von Aluvihara/Sri Lanka. Aus diesen Schriften ging der Pali-Kanon hervor – die Grundlage des Theravada-Buddhismus. Das Wort Thera stammt wahrscheinlich aus skt. Sthira, ( beständig) und Veda = Doktrin) also die Ewige Lehre!

Die Mönche mussten täglich murmeln, memorieren und sich einprägen:

Buddhan Sharanan Gachchami = Im Geiste nehme ich Zuflucht zu Buddha

Dharman Sharanan Gachchami = Im Geiste tauche ich in die Buddha-Lehre ein

Shanghan Sharanann Gachchami = Ich nehme teil an der Gemeinschaft

Satipatthana Sutta beschreibt einige Wege, wie z.B.

Vipassana = Dies bedeutet etymologisch „spezifische Orientierung“

Wobei auf die drei existentiellen Zustände hingewiesen wird:

a.) Anitya (nicht ewig / Unbeständigkeit )

b.) Dukkha ( die Tragödie / Leidhaftigkeit )

c.) Anatma (nicht selbst)

Und als Ergänzung wird noch u.a. folgender Meditationsweg beschrieben:

Mano-Yoga ( Yoga der Achtsamkeit )

der sich konzentriert auf die subtilen Bewegungen und Wahrnehmungen

  • des Körpers
  • des Geistes ( Gedanken)
  • der Gefühle ( Emotionen)
  • die Objekte im Geist (Reziprok- Aufnahme)

Das Ziel:

Es soll nicht nur der Kreislauf der Reinkarnationen durchbrochen werden, sondern der Strebende soll an sich selbst die wahre Natur des Geistes als Leerheit erkennen und erfahren.

Dieser Meditationsweg gilt heute als sog, „mindfullness“ ( Achtsamkeit) und hat eine große psychologische Relevanz!

Die Leerheit, wie sie Buddhas These beschreibt, ist erst erfahrbar wenn das Bewusstsein, die Beherrschung und die Befreiung von der folgenden „zwölfgliedrigen“ Kette stattfindet :

  1. Ignoranz (skt. Avidya)
  2. Reformation (skt. Samaskar)
  3. Bewusstsein (skt. Vignana)
  4. Imagination ( skt. Nam-Rup)
  5. Sechs Sinne (skt. Sara Indrya)
  6. Berührung (skt. Sparsha)
  7. Leiderfahrung (skt. Bedana)
  8. Begierde (skt. Trishna)
  9. Anhaftung (skt. Aham/Upadan)
  10. Attitüde / Emotionale Haltung (skt. Bhaba)
  11. Herkunft / Geburt ( skt. Yanma)
  12. Alter/ Schmerz/ Tod ( skt. Yara / Shoka / Mrittu)