Sabda/Dhvani-Tattva

Das Skt.wort Varna bedeutet Farbe, in Mantra-Shästra (Vorschrift) ist die Klangfarbe, aber Varna heißt auch Buchstabe (Akkhara=Unzerstörbar). Die Aussprache beinhaltet Sabda/Dhvani (Ton), Varna (Klang), Spanda (Schwingung).

Asicshaktis tato Nädo nädäd bindu-samudbhavah (vide: Säradä Tilaka Shastra, Kap. I/7).

Also von Shakti ging Näda und von Näda die Bindu hervor. Sie sind Eigenschaften von Shakti-Mantramayi.

Zuerst war eine göttliche Überlegung (sristi-kalpanä), dass sich von feinen zum grobstofflichen Ebenen als spanda (Vibration oder Schwingung) sich artikuliert. Alle fünf Bhutas (wesentliche Elemente) d.h. Khiti (die Erde), Apa (das Wasser), Teja (das Feuer), Marut (der Wind) und Boum (der Raum) schwingen in diesem ununterbrochenen Strom, es existiert nichts ohne diesen inhärenten Schwingungsrhythmus- die Amplitude der Vibrationen sind jedoch variabel und sie reflektieren im Mikro- (skt.Khudra-) und Makrokosmos (Skt.Maha-Brähmända) als werden-sein-vergehen in multiple Klangfarben.

Das Wort Dhvani ist ein Synonym für Sabda. Dhvani ist zweierlei: der Donnergreul ist Dhvani in nicht artikulierter Form, als Vak also Wort jedoch in artikulierter Form. Mantra besteht aus dem Alphabet (Varna/Dhvani/Akkhara) eingebunden im Wort oder Wörtern. Jedes Mantra repräsentiert eine spezifische Gottheit, jede Gottheit (adhisthatri/Ishvara/Ishvari) hat ein eigenes Mantra. Gemäß Mantra-Shastra, ein bestimmtes Mantra enthält eine einmalige Schwingung, Ton-Struktur, Resonanz, Charakter und spirituelle Kraft (Deva-shakti) im Aggregatzustand. Der geeignete Sädhakä spricht das Mantra laut und deutlich, sein Gehör nimmt die Dhvani und Spanda akustisch wahr, verankert sie im Geist und meditiert im Bewusstsein . Nur wenn seine innere Aufnahme-Frequenz kompatibel eingestellt ist, kann er die spezifische sublime Resonanz des Mantras als Lichtstrahl des persönlichen Gottes wahrnehmen und beseelt mitschwingen.

Jedes Mantra ist stimuliert mit Mantra-Shakti oder Vächya-Vächaka-Shakti und der Aspirant kultiviert Sädhanä-Shakti. Mantra als exklusive Identität ist ewig. Durch Beharrlichkeit, Hingabe und innere Assimilation von den beiden Kräften (Mantra-Shakti und

Sädhanä-Shakti) entwickelt der Aspirant seine Bewusstseinsebene und nimmt sein Adhistätri-Devi/Devata wahr und erlangt die fundamentale Erkenntnis bzw. Bewusstsein (Mantra-Chaitanya).

Die primäre Vibration (mula Spanda) ist auch Sabda Brahma und sie offenbart sich als Brahma-Chaitanya in Mantra Yoga. Die erleuchtete Yogi nimmt nachts, in der absoluten Stille, versunken in die tiefe Meditation, von dem Nabhhi-Chakra (Solar-Plexus) aufsteigende anähata Sabda-Brahma Klang (unverletzte und konstante schwingende Rhythmen) wahr.