Der Lamaismus

Ein Dalai Lama wird nach den Richtlinien des „Tulku-Verfahrens“ unter Berücksichtigung von (skt.) Tri-Kaya = drei Körpermerkmalen ausgewählt. Nach Einweihung und Schulung wird er der höchster spiritueller Geistlicher und als Guru stellt er die Emanation von Bodhisattva- Avalakiteswar oder Bodhisatva- Manjushri dar! Das Verfahren an sich wurde erst im 13. Jh. für den Kardinal (Karmapa) der Kagyüpa-Schule eingeführt.

Ab dem 5. Dalai Lama Ngawang Lobzang Gyatso (1617 – 1682 n. Chr.) begann die bereits etablierte Herrschaft der Dalai Lama an Macht zu gewinnen und ihre „Gelugpa-Schule“ gewann enorme Bedeutung!

Dalai Lama und der Panchen Lama

Am Anfang wurden die wichtigste Äbte des bekannten Klosters Panchen als Panchen Lama (großer Juwel) bezeichnet. Erst nach dem Tod von Abt Panchen Lobsang Choegyen, wurde das Tulku-System auch für Panchen Lamas eingeführt. Fortan legte es die Anerkennung des Dalai Lama und der Panchen Lamas fest. Im Laufe der Entwicklung bekam der Dalai Lama das Recht, den Panchen Lama offiziell zu bestätigen.

1995 wurde der bislang der letzte Panchen Lama vom Dalai Lama anerkannt, es ist der 11. Panchen Lama. Er heißt Gedun Chökyi Nyima und wurde am 25.04.1989 geboren. Drei Tage später soll er mit seinen Eltern von den chinesischen Regierung entführt worden sein. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Der Dalai Lama gilt als Inkarnation von Boddhisattva Avalokiteshwar und Panchen Lama gilt als Inkarnation Boddhisattva Amitabha!

Der 14. Dalai Lama heißt Ngawang Lobsang Tenzin Gyatso. Im Jahr 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis. Die zunehmende Popularität des tibetischen Buddhismus im Westen ist mit Sicherheit auch auf seine Präsenz und den Paradigmenwechsel zurückzuführen.

Es sollte nicht verschwiegen werden, dass das tibetische Volk von jeher großes Leid erfahren hat. Sei es unter seinen Königen, seinen Großgrundbesitzern oder gar unter der Theokratie – immer hat das Volk Grausamkeit, Willkür und Brutalität erdulden müssen!

Die buddhistischen Missions-Lehr- Schulen in Tibet

Der tibetische Buddhismus lässt sich in 5 lamaistischen Missions-Lehrschulen zusammenfassen:

  1. die Ny ing ma pa
  2. die Gelug pa
  3. die Sakya pa
  4. die Kagyü pa und
  5. die Cö pa

Die Schüler der 1., 2., und 4., Schule tragen als Zeichen der Zugehörigkeit rote Mützen und nur die der 3. Schule tragen gelbe Mützen!

Von den verschiedenen Strömungen des Vajrayana-Buddismus in Tibet möchte ich nur die beiden wichtigsten erwähnen:

aa.) Die Gelug pa:
Der indische Gelehrte Atisha ist der Begründer der Gelug-Tradition. Tsongkapa (geb. 1357 n. Chr.) führte diese Tradition weiter und belebte sie. Im Jahr 1409 gründete er das berühmte Kloster und die Schule in Ganden. Seine Neffe Gendun Drüb war der erste Dalai Lama und die von ihm gegründete Klosterschule außerhalb von Lhasa war später der Hauptsitz des Panchen Lama. Der erste Panchen Lama war der Initiator des 4. und 5. Dalai Lama!

bb.) Die Kagyü pa:
Diese Lehrrichtung geht zurück auf Naropa (1016 – 1100 n. Chr.). Marpa (1012 – 1097 n. Chr.),der Übersetzer, führte die Tradition der Mahamudra-Lehre, die von Tilopa und Naropa eingeführt worden war, weiter. Angeblich traf er mit dem Gelehrten Atisha zusammen. Sein Schüler war Milarepa (1042 – 1123 n. Chr.), sehr bekannt als der „epochaler Yogi“. Dann folgte Gampopa (1079 – 1153 n. Chr.),und er gründete die Lehrrichtung die als „Dhagpo Kagyü“ bekannt ist. Ihm folgte Düsum Khyenpa. Er war der 1.Karmapa und Gründer der „Karma Kagyü Linie“. Der Blütezeit war zwischen dem 13. bis Anfang des 17 Jh.. Dann ging die Zahl der Schüler rapide zurück, bedingt durch politische Umwälzungen im Lande. Ab dem 13. Karmapa (Dodul Dorje 1733 – 1797 n. Chr.) besserte sich die Lage. Im Jahr 1959 flüchtete der 16. Karmapa nach Sikkim und gründete dort ein Dharma-Chakra-Zentrum, das später ein Kloster mit dem Status einer Universität wurde! Außerdem gründete er zahlreiche Zentren im Westen, denn erstaunlicherweise fand dort und findet immer noch dieser tibetische Vajrayana-Buddismus großen Anklang. Der 16. Karmapa versuchte alle Exil-Tibeter zusammenzuführen. Er starb in 1981 in den USA.

Der inthronisierte 17. Karmapa ist der im 1983 geborene Trinley Thaye Dorje, (Trinley = Buddhas Mission, Thaye = Unendlich , Dorje = ewig).