Karma-Yoga-Marga

Der Weg der Tat

 

Die Etymologie des Sanskrit-Wortes „Karma“ ist das Präfix „Kri“ = Tat, Handlung, Aktion, „ma“ oder „man“ = der Mensch, also Tätigkeit des Menschen.

Im Brahmana- und Samhita-Teil der Rig-Veda finden wir den Hinweis, dass die Indo-Arier überdimensionale, pompöse religiöse Feste, genannt Jagna, feierten, die unter freiem Himmel stattfanden und nicht selten mehrere Tage andauerten. Die vedischen Jagna-Zeremonien waren ausgerichtet auf die Verehrung und Anbetung der göttlichen Repräsentanten der „pancha bhutas“, oder die fünf Elemente – Khiti (die Erde), Apa (das Wasser), Teja (das Feuer), Maruta (der Wind) und Boum (der Raum). Zweck und Ziel waren, wie auch in den Naturreligionen, das entsprechende Götter-Pantheon für eine gute Ernte, Wohlstand, Gesundheit, Sieg etc. wohlwollend zu stimmen. Hier gibt es auch die wichtigen Ritualtexte und Hymnen mit Bitte- und Lobgebeten an die Götter, die der Agni-Hotri (der das Feuerrufende leitende Priester) sang und rezitierte und die Götter förmlich zum Opfer einlud. Diese eindringliche und devotionale Verehrungsritualistik, die vedische Karma-Kanda, war der eigentliche Ursprung des Karma-Yogas.

Karma ist ein stetiger Prozess. Alles ist in Bewegung, vom Kosmos bis zum Atom, eingebunden in einen ewigen Strom von Werden–Sein–Vergehen, jedoch mit einer rettenden, befreienden Alternative. Wir sind unentwegt in der karmischen Phase – aktiv oder passiv, physisch oder mental auch mit Empathie!

Aber ist das auch Karma-Yoga?

Natürlich nicht!

Das Karma muss aus dem tiefsten Bewusstsein gespeist, durch Haltung, Gesinnung, Demut und Liebe beseelt zum Ausdruck gebracht werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass Karma und Palingenese, also Reinkarnation, integraler Bestandteil des Hindu-Dharma sowie des Buddhismus ist. In Rig-Veda-Samhita oder Brahmanas findet man keinerlei Angaben über Reinkarnation, sondern in den Upanishaden im Kontext der Jivatma-Paramatma-Synthese. Um dem durch karmische Operation verursachten Zyklus, also dem sogenannten „Rad der Wiedergeburt“ zu entkommen, musste immer eine entsprechende „nicht ergebnisorientierte“ Handlung ausgeübt werden. Das ist der „Nishkama Karma-Yoga“.

Gemäß Vagavad-Gita muss der „Sadhaka“ dafür drei Bedingungen erfüllen:

  1. skt. Nirashi: also Indifferenz dem Handlungs-Ergebnis gegenüber.

(siehe: V.G. 2/48)

  1. skt. Adhyatma Chetasha: also Vermeidung von Ich-Bezogenheit.

(siehe: V.G. 3/27; 5/8,9; 18/16,17).

  1. skt. Mooi: also das Ergebnis der Handlung an Gott übergeben.

(siehe: V.G. 3/9,30; 5,10; 18/57).

und

der „Sadhaka“ muss entweder Pantanjalis erste vier Stufen erfolgreich erklimmen

oder

nach Sri Krishna in Vagavad-Gita die skt. „Sthitapragna“, also ewige innere friedliche ausgeglichene Stille durch überzeugende spirituelle Kontemplation erreichen! (siehe: V.G. 2/71).