Praktikabilität der Anweisungen

Die konsequente Ausübung von Pancha-Sila und das unbeirrte Durchschreiten des edel-achtfachen Pfads, verlangt eine hohe geistig-moralische Integrität sowie eine sehr spezifische Ausrichtung des Lebens, Denkens und Handelns.

Der Mensch von heute ertrinkt in einem Überangebot der Lebensoptionen. Hinzukommt, dass das Gebäude seiner Moral und Ethik ständig erschüttert wird durch das Suchtpotenzial des allgegenwärtigen Konsumangebots. Die Herausforderung der Gesellschaft verlangt und prägt spektakuläre Asymmetrie des Bewusstseins!

Gibt es in einem solchen Umfeld, die Kraft und die Möglichkeit, beharrlich und strebsam die Pancha-Sila und den achtfachen Pfad konsequent zu üben bis sich der Erfolg einstellt ? Wohl kaum!

Aber dieses Problem gab es mit Sicherheit auch schon zu Buddhas Zeiten. Warum teilte er seine Erkenntnisse zuerst den fünf Asketen mit? Weil nur sie, wenn überhaupt jemand, die Lehre würden verstehen und die Anforderungen erfüllen können, und zwar in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Deshalb bildeten die fünf Asketen eine skt. Sangha also eine Gemeinschaft, einen Klub! Vielleicht war sich Buddha sogar selbst dessen bewusst, dass seine Thesen eine „Mönch-Religion“ war! Der doch recht stringente ethische Kodex von Verhaltensregeln galt von Anfang an als schwierig praktizierbar. Das zeigen die kritischen Diskussionen zu diesen Thesen, wie sie bereits beim ersten Konzil stattfanden.

Während des zweiten und dritten Konzils zeigten sich bereits die Tendenzen zu Abweichungen von der ursprünglichen Lehre Buddhas. Sogar die konservative Lehrmeinung zu Buddhas Lehre, die „Theravada“ genannt wird, zeigte Risse in der Exegetik. Diese wurden immer gravierender. Die Frage stand im Raum, wer und wie definiert man den achtfachen Pfad so, dass er universelle Geltung und Gültigkeit erhält?