Familiärer Hintergrund

Der Familienhintergrund von Sri Chaitanya Mahaprabhu

Jagannath Misra, vedische Brahmana, war ein Mitschüler von Sharbabhouma Vasudeva. Er war das dritte Kind von Upendra MIsra und hatte noch sechs weitere Brüder. Jagannath kam aus Dhaka (heute: Bangladesch) nach Nabadwip, um zu studieren und wegen seiner Verdienste wurde er recht schnell berühmt und erlangte den Ehrentitel „Purandar“. Er war ein sehr gut aussehender junger Mann. Wir haben bereits den Nilambar Chakraborti kennengelernt. Er hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Die älteste Tochter hieß Satchi. Nilambar verheiratete seine Tochter, die Satchidevi mit dem Jagannath Misra. Nun lebten sie mit ihrer Familie in der Gegend von Nabadwip, wo die Bevölkerung überwiegend aus Dhaka stammten. Die zweite Tochter von Nilambar war mit Sri chandrashekhar Acharyaratna verheiratet und wohnte mit ihrer Familie nicht weit weg von Jagannath.

Jagannaths Einkommensverhältnisse waren nicht üppig, aber auskömmlich. Er bekam acht Töchter,die allesamt früh starben, dann einen Sohn mit Namen Biswarup.

Der ältere Bruder von Sri Chaitanya Mahaprabhu

Als Biswarup ca. 10 Jahre alt war, meldete sich ein weiteres Kind an, sein Bruder. Das Dreizehnmonats-Kind kam in einer Vollmondnacht des Monats Falgun, 1407 Shakabda (18. Februar 1486 a.D.) zur Welt. Ein epochales Ereignis, welches das Land noch heute in einer emotionalen Philharmonie erklingen lässt!

Anfangs war die Anzahl von Vaishnavas (Verehrer von Vishnu, also Sri Krishna) in Nabadwip sehr gering. Damals wohnte ein Brahmana aus Barendra (früher Nord-Bengalen) namens Kamalaksha Misra in Santipur. Schon als Jüngling war er in zahlreichen Wissenschaftsgebieten bewandert und erfuhr die Initiation durch einen bekannten Krishna-Adept Madahabendra Puri. Anschließend entwickelte sich Kamalaksha zu einem angesehenen und verehrten Vorbild für die Gläubigen durch sein spirituelles Yoga, seine Meditation und Hingabe. Zusammen mit einigen Krishna-Anhängern fing er an, eine Vaishna-Sampradaya (also Gemeinde) zu gründen und den Vaishnava-Glauben zu verbreiten.

Die Legende erzählt: Als die Krishna-Anhänger über ihr geringeres soziales Ansehen, ihre mangelnde Wertschätzung und ärmlichen Lebensumstände beklagten, sagte Kamalaksha mit überzeugender Stimme: „Habt Geduld, mein Herr Sri Nandanandan wird uns bald begegnen“. Dieser Kamalaksha wurde später als Sri Advyta Acharya bekannt.

Als Sri Chaitanya Mahaprabhu zur Welt kam, war sein Bruder Biswarup ca. 11 Jahre alt. Als Einzelkind hatte er eine tiefe, brüderliche Verbundenheit mit Loknath, dem Sohn seines Onkels. Die beiden waren geistesverwandt, besuchten die gleiche Schule und waren immer zusammen.

Biswarups Intelligenz und Begabung waren außergewöhnlich. In jungen Jahren beherrschte er schon die wesentlichen Wissensgebiete und war ständig beschäftigt, seine Kenntnisse zu vertiefen.

Dann kam es zwischen Biswarup und Sri Advayta zu einer folgenschweren Begegnung. Biswarup war absolut fasziniert von dessen Aufklärung und Exegese sowie der Praxis von Krishnabhakti (Krishna Verehrung) und fortan besuchte er in jeder freien Minute Vaishna-Sampradaya. Manchmal vergaß er sogar seine Mittagsmahlzeit und der kleine Bruder Nimai musste ihn in der Gemeinde abholen.

Die Jahre vergingen und inzwischen überlegten Vater Jagannath Misra und Satchimata, den Sohn Biswarup zu verheiraten. Aber Biswarups Geist war erfüllt davon dem Familienleben radikal zu entsagen – er wollte Mönch werden. Eines Tages gab er seiner Mutter ein Manuskript (bengl. Punthi) mit der Bitte, dieses an Nimai zu übergeben, sobald der volljährig geworden sei. Auf die Frage der Mutter, warum er das nicht selbst tue, antwortete Biswarup: man wisse ja nie, wie und wann das eigene Leben zu Ende gehe. Seinen Entschluss, das Heim und die eigene Familie zu verlassen, vertraute er nur seinem brüderlichen Freund Loknath an. Loknath schwor Biswarup immer und überall zu begleiten. Beide waren in dieser Zeit etwa 16 Jahre alt. In einer Winternacht bei dichtem Nebel verließen die beiden heimlich Jagannath Misras Haus, schwammen durch den Ganges und hielten sich Richtung Südwest. Unterwegs erhielten sie von einem geistlichen der „Purisekte“- die Initiation für das Mönchtum,

Jagannath und Satchimata nahmen den Verlust des geliebten Sohnes mit einer gewissen Gelassenheit und Stolz in Kauf. Folgende Verse unterstreichen diese Tatsache:

Ayäng beuo nutanameba samshrito,
Bätadhisisraya jatitwamebä jät.
Täda bidhatah koruna bidhiatam.
Sädaträ dhärme nirato bhäbed yatha.
(vide: Sri Chaitanya Charitamrita. Abschnitt 2; Verse 96)

Grob gesagt handelt es sich um: Jagannaths Bitte an Gott, für dem Sohn Biwarup gnädig zu sein und dafür zu sorgen,dass dieser das Mönchstum nicht aufgibt und nach Hause zurückkehrt.

Als 18-Jähriger „verschwand“ er auf sehr rätselhafte Weise in Pandupura unweit der Stadt Pune. Dies bestätigt Kavi (Dichter) Karnapur in „Gaurgannoddesha Dipika“

Biswarupaham tirobhuta …. Yänäkä nänärta“.
(vide: Seite 63)