Kindheit und Jugend

Zunächst unterrichtete Jagannath seinen Sohn privat zu Hause. Später kam er in die Schule. Er war äußerst begabt und lernbegierig. Im neunten Lebensjahr fand seine Initiation mit der Zeremonie mit heiligem Faden (bengl. Upabita) statt.Er erhielt nun den Namen „Gaur-hari“. Da er unter einem Niembaum (lat. Margosa) zur Welt gekommen war, nannte ihn Sachimata immer als „Nimai“.

Schon von seit Kindheit an gab im Leben von Nimai sehr bemerkenswerte Ereignisse, was seine Besonderheit immer wieder unter Beweis gestellt hatte.

Hier ein Beispiel:

Den Vorschriften der Upabita gemäß sollte jeder Gast dem Knaben irgend etwas schenken. Ein armer Brahmin schenkte Nimai ein Stück „Areca-Nuss“ (bengl. Supari) zum Essen.Nimai steckte die Nuss in den Mund, fing an zu kauen und rief seiner Mutter recht hastig herbeizu. Sachimata stürzte herbei und beobachtete, wie sich die äußere Erscheinung von Nimai veränderte. Er sah aus wie ein erwachsener, gelehrter Mann und ein Licht strahlte blitzartig aus seinem Körper was seine Körperumrisse seltsam erhellte. Verängstigt stand sie vor ihrem Sohn. Daraufhin sagte Nimai: Mutter, ich verlasse meinen Körper jetzt, bitte pflege ihn, bis ich wieder zurück bin.

Dann kniete er sich ihr zu Füßen und wurde ohnmächtig, wie schon so oft zuvor.

(vide: Murari Guptas „Kärcha“ Abschnitt 7, Verse 21

Kärcha= Chronologie)

Später, als Vater Jagannath Misra den Sohn zu den eben zitierten Worten befragte, sagte der Sohn erstaunt: „Vater, davon weiß ich gar nicht“.

Nimai war erst ca. 11 Jahre alt als sein Vater Jagannath Misra starb. Satchimata war etwa 55 Jahre alt. Die finanzielle Situation in der Familie war nie besonders gut gewesen. Nun, nach dem Ableben des Familienoberhaupts wurde das Leben noch schwieriger. Auf Anraten der Verwandtschaft,der Freunden und der Nachbarn besuchte Satchimata mit dem Sohn Nimai eines Tages Pandit Gangadash Bhattacharya, den großen Grammatik-Gelehrten auf. Sie bat den Pandit, Nimai praktisch als eigenen Sohn anzunehmen und ihm umfangreiches Wissen zu vermitteln. Pandit Gangadash entsprach dieser Bitte voller Freude weil er über die außergewöhnliche Begabung von Nimais gut informiert war.

Als Nimai in Gangadashs Schule eintrat, war er 14 Jahre alt. Dort studierten auch ältere Schüler, zum Beispiel Kamalakanta, der Verfasser der „Idiomatische Sprachwissenschaft“, Krishnananda, der Verfasser von „Tantrashar“ und auch Murari Gupta, der Verfasser von „Kärcha“.

Schon während des Studiums schrieb Nimai Kommentare zum Fachgebiet „Philologie und grammatikalische Auslegungen“, was im Kreise der Gelehrten große Anerkennung fand.

Nach der Beendigung des Studiums hatte Nimai den Wunsch, Naya-Vaisheshika Philosophie zu studieren. Deshalb immatrikulierte er sich in der Schule von Vasudeva Sarbabhouma. Innerhalb kürzester Zeit schrieb Nimai eine umfangreiche Kritik und Kommentare über Naya-Shastra (Schrift).

Aber sein Kommilitone Raghunath schrieb zur gleichen Zeit der bekannten Abhandlung „Didhiti“.

Als er erfuhr,woran Nimai arbeitete war er sehr besorgt und unglücklich, weil er als Klassenkamerad den geistigen Horizont von Nimai sehr gut kannte und daher befürchtete, dass sein eigenes Werk ein Misserfolg wurde und es ihm versagt bliebe, sich in der Gelehrten-Gesellschaft dauerhaft ein Renommee zu sichern.

Als Raghunath mit Tränen in den Augen seine Sorge und seinen Kummer offenbarte, erwiderte Nimai: „Hör auf zu weinen, es handelt sich doch um eine Lehre die nicht weiterführt – jenseits von Gut und schlecht“. Und er warf sein Manuskript in den Ganges und nahm fortan Abstand von diesem Wissensgebiet.

Danach eröffnete Nimai selbst eine Lehranstalt. Da sein Haus zu klein war, stellte ein wohlhabender Brahmane namens Mukunda Sanjaya sein Atrium als Lernort zur Verfügung. Nimai war erst 16 Jahre alt und der jüngste Gelehrte mit eigener Schule. Innerhalb kürzester Zeit genoss seine Schule eine enorme Reputation und gewann sehr viele Studenten.