In der Anfangszeit ihrer Entwicklung haben sich die Menschen auf das Stillen ihrer materiellen Bedürfnisse beschränkt. Sie standen in ständigem Überlebenskampf, der ausschließlich der Nahrungsbeschaffung und der Gefahrenabwehr von Tieren und Naturgewalten diente. Im Zuge dieses Kampfs haben sie jedoch begonnen, an übersinnliche Kräfte zu glauben. Hier finden wir also den ersten Hinweis auf eine Vorstellung, dass es etwas außerhalb des eigenen Erlebnishorizontes geben kann, das hilft, die materielle Existenz zu sichern. Die Menschen von damals hatten zwar noch keine Vorstellung von so etwas Abstraktem wie Ewigkeit, doch sie waren davon überzeugt, dass es hinter dem Hügel etwas Gewaltiges und Mysteriöses gibt. Sie glaubten, dass Natur und Himmel voller Geister sind, zuständig für alles Heil und Unheil, das ihnen widerfuhr. Es gab irdische Geister, zum Beispiel in Gestalt von Flüssen, Bergen, Bäumen oder von Pflanzen, Vögeln und Schlangen. Außerdem gab es Totengeister, es herrschte also ein Ahnenkult. Zum Dritten glaubte man an Geister des Himmels, an Geister der Luft, der Sonne oder des Mondes.
Auf der Grundlage dieses Geisterglaubens entwickelte sich eine tiefe Ehrfurcht vor den übernatürlichen Kräften. Aus ihrer Verehrung und Anbetung entwickelte sich jede Form des Spiritismus, Fetischismus und der Heiligenanbetung. Die religiöse Ehrfurcht ist also sicherlich aus der überwältigenden Angst vor den bedrohlichen Naturgewalten entstanden und dem tiefen Wunsch, sich von ihr zu befreien.
Es ist wichtig klarzustellen, dass solche Gefühle, Wünsche und Verlangen die zentralen Elemente einer jeden Religion sind, neben den kognitiven und konnotativen Aspekten, die die großen Denker aller Zeiten ergänzten. Die überwältigende Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber übernatürlichen Objekten und Wesenheiten haben sich zu dem Gefühl der Hingabe und Liebe an einen Gott weiterentwickelt, wie wir sie bei Gnostikern und in modernen Religionen vorfinden.
Anbetung und Huldigung der Geister in animistischen Religionen fanden rein äußerlich statt. Die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt nahm damals eine herausragende Stellung in den Ritualen der Gottesverehrung ein. Im Gegensatz dazu basiert die hinduistische Konzeption auf der geistigen Vereinigung mit dem Ewigen. Es gibt keinen Raum für Äußeres, denn die Bestrebung nach „Vollkommenheit“ zeigt sich nur auf einem inneren Weg.