Shri Ramakrishnas Biographie in kurzen Worten
Am 17.Februar 1836 kam Shri R.K. in einem Dorf namens Kamarpukur, ca. 98 km von Kolkata entfernt, als Sohn von Vater Khudiram und Mutter Chandramoni zur Welt. Er hatte noch zwei Brüder, Ramkumar und Rameshwar, sowie eine Schwester. Die Familie gehörte der Brahmana-Kaste an und hatte einen Bauernhof.
Sein eigentlicher Name war Gadadhar. Schon früh zeigte er spirituelle Neigungen und hatte wenig Interesse, Schreiben und Rechnen zu lernen.
Damals lebte die recht wohlhabende „Laha-Familie“ in der Nachbarschaft, wo sie ein kostenloses Besucherrefugium (Atithishala) unterhielten. Dort trafen sich primär Mönche und Asketen, erzählten und lasen aus hinduistischen Epen, Shastras (geistige Lehren), Tattvas (Prinzipien), Darshanas (Logik und Philosophie). Gadadhar war dort ein regelmäßiger Gast und er lauschte der Exegetik voller Aufmerksamkeit und Faszination.
Schon in jungen Jahren prägten sich seine spirituellen Neigungen aus und er kannte viele geistige Lieder sowie mythologische Erzählungen auswendig, die in den „Dorf-Vorstellungen“ (bng. Yatra= Operette, gespielt auf einer offenen Bühne) vorgetragen wurden. Aber er blieb praktisch Analphabet!
Aufgrund seiner besonderen Charakterzüge, beschlossen die Eltern, ihn so wie auch seine Brüder, zum Priester ausbilden zu lassen. Nach Ableben des Vaters Khudiram, ging Shri R.K. nach Kolkata, assistierte zuerst seinem älteren Bruder Ramkumar bei seiner priesterlichen Tätigkeit und feierte später auch selbst die priesterliche Liturgie im Privathaushalt.
Der Legende nach hatte die Fürstwitwe Rani Rashmoni eine Vision. Sie sollte ein großes Grundstück am Ufer des Ganges erwerben und dort eine Tempelanlage bauen lassen. Sie folgte diese Eingebung und kaufte am 6.September 1847 ein riesiges Grundstück am Ganges und ließ dort eine sehr große Tempelanlage mit angrenzender Gartenanlage, Teichen, Spazierwegen usw. bauen. Etwa in der Mitte der Anlage gab und gibt es einen Sri-Krishna-Tempel, genannt „Radhakanta-Mandir“ und etwas weiter weg einen Tempel für die Erdmutter Kali, genannt „Bhabatarini-Mandir“. Ihm gegenüber gibt es zwölf nebeneinander aufgereihte Shiva Tempel. Der Kali-Tempel erblickt über eine sehr große überdachte Fläche zum Verweilen und zum Sichversammeln. Außerdem gibt es zahlreiche Gebäude und Nebengebäude für verschiedene Verwendungszwecke, wie zum Beispiel ein Gästehaus, vegetarische- und nichtvegetarische-Küchen, Speisesäle, Vorratsräume, Wohnungen für die Bediensteten, Verwaltungsgebäude usw.. Die Lokalität heißt Dakshineswar und liegt unweit von Kolkata.
Weil Rani Rashmoni der „Sudra Kaste“ (niedrigste Kaste) angehörte, bekam sie Schwierigkeiten einen qualifizierten Priester zu finden. Shri R.K.`s Bruder Ramkumar ignorierte die Restriktionen und übernahm die Aufgabe im Jahr 1855. Obwohl Shri R.K. zunächst dagegen war, beschloss er dann doch seinem Bruder zu assistieren. Er war 21/22 Jahre alt. Auch der mittlere Bruder Rameshwar, half hin und wieder aus.
1856, nur ein Jahr nach der Einweihung der Tempel, verstarb Ramkumar und Shri R.K. übernahm die Priestertätigkeit.
Nach einiger Zeit änderte sich sein Verhalten augenfällig. Er war immer geistesabwesend, saß stundenlang vor der Statue von Mutter-Kali, lief mal weinend, mal lachend umher, war ruh – und rastlos!
Daraufhin beschloss die Familie, ihn zu verheiraten, und so wurde er im Alter von ca. 23 Jahren mit Shri Sharadadevi verheiratet, der Tochter von Ramchandra Mukherjee, wohnhaft in Dorf Jairambati, unweit von Kamarhati, dem Familiensitz von Shri R.K.. Nach der Hochzeit, kam er zurück nach Dakshineswar und nun veränderte sich sein Verhalten und Zustand radikal. Seine Gottesdienste nahmen kein Ende mehr. Anstatt die Blumen, bestrichen mit Chandanpaste, der Göttin zu opfern, legte er sie sich auf den eigenen Kopf, die Lichterzeremonie (skt.Arati) am Abend hörte nicht mehr auf. Nächtelang saß er unter dem „Panachabati Baum“ und meditierte. Mal übernahm er die hingebungsvolle Rolle des Affengotts (Hanuman), um Gott Rama zu ehren und seine Gnade zu erflehen, mal zog er sich Frauenkleider an und spielte aus vollem Herzen die Rolle von Shri Radhadevi, um die Gnade von Shri Krishna zu erfahren. Er war immer außer sich, wie benommen, rief Ma-Ma (Mutter Göttin), -weinte, -lachte, mal lag er stock – steif wie ein Stück Holz in der Ecke , mal zeigte sein Gesicht eine seltsame Mimik. Seine Zustände und Befindlichkeiten beschreibt er später selbst folgendermaßen:
— Unter „Panchabati“ sitzend habe ich gebetet, Mutter, zeig mir, was die erhabenen Menschen als Ergebnis ihrer spirituellen Bemühungen erfahren haben, zeig mir, was die Yogis durch intensive Bestrebungen errungen haben. Zeig mir, Mutter, was die Jnanis (Erleuchtete durch Erkenntnis) durch ihre unermüdlichen Bewertungen des Wahren und Nichtwahren erreicht haben. Zeig mir, was die Vaishnabas durch ihre Hingabe erlebt haben! Ma hat mir alles gesagt und alles gezeigt!
(vide: Kathamrita (K). BD I. 217ff. 22.10.1885)
: Oh, welche Zustände habe ich wohl erlebt und durchgemacht! Am Anfang habe ich nicht gewusst, ob Tag ist oder Nacht. Alle sagten, ich würde langsam wahnsinnig werden. Deshalb hat man mich wohl verheiratet. Danach aber wurde ich praktisch völlig kopflos! Beim geringsten Anlass fiel ich in Ekstase. In einem 14jährigen Mädchen sah ich plötzlich die Ma Kali (die Mutter-Göttin) persönlich mit lachendem Gesicht und ich verbeugte mich vor ihr und huldigte ihr!
:Eines Tages sah ich in „Bokul-Blumen- Heine“, in der Garten-Anlage um den Tempel eine Frau in einem blauen Sari – eine Prostituierte. Von einem Lichtstrahl umgeben erschien sie als die „Sitadevi“ (die Frau von Rama im Ramayana-Epos). Sie kam zurück aus Sri Lanka und war unterwegs nach Ayodhya zur ihrem Mann Ramachandra.
:Eines Tages hatte man mich zum „Eden Garden“ (Parkanlage in der Mitte von Kolkata) mitgenommen, um mir einen Ballon-Flug zu zeigen. Dort sah ich, wie ein junger Engländer an einen Baum angelehnt dastand. Sofort hatte ich die Vision von Shri Krishna und geriet in „Samadhi“(kontemplative Versenkung).
(vide: K. BD II. 47,48ff. 04.06.1883)
Im Jahr 1859 besuchte eine angesehene Vishnu-Verehrerin genannt „Brahmani“ Shri R.K. im Tempel. Sie erzählte aus dem Leben von Sri Chaitanya Mahaprobhu und las auch aus dem „Chaitanya Charitamrita“ vor. In Anbracht der emotionalen Veränderungen von Shri R.K. war sie davon überzeugt, dass Shri R.K. eine Entität von Sri Gauranga war!
Die spirituelle Entwicklung von Shri R.K. machte bemerkenswerte Fortschritte und dies manifestierte sich auf vielfältige Weise. Plötzlich saß er z.B. Stunde um Stunde in der Ecke, stocksteif in sich versunken (skt. Jara-Bhaba) oder rannte scheinbar sinnlos umher (skt. Unmad-Bhaba) oder er saß oder stand unbeweglich, die Augen halb geschlossen, der Atem kaum wahrnehmbar – der Geist vollkommen in meditativer Versenkung (skt. Samadhi-Bhaba). Ab und an führte er in diesem erhabenen Zustand, Gespräche direkt mit Ma Kali (Erd-Mutter) und die Anwesenden, unter ihnen z.B. der Gläubige Mahendra Gupta, bekannt als M. (Master), waren zum wiederholten Male Zeuge solcher Phänomene!
Shri R.K. hatte sich zweimal auf Pilgerfahrt begeben. Im Jahr 1863 zusammen mit der Mutter. Die Reise führte nach Benares und Proyag. Zum zweiten Mal im Januar 1865, ebenfalls nach Benares, Proyag und auch nach Sri-Brindabon. Dort hatte er eine Begegnung mit dem berühmten Jnana-Yogi Troylanga Swami. Hier in Benares, auf der bekannten Uferpromenade genannt „Manikarnika“, hatte er in der meditativen Versenkung die Vision von Vishwanath (Shiva). In Sri-Brindabon sah er im Geiste, wie die Kuh-Hirten am Abend mit der Kuhherde am Jamuna-Fluss entlang gingen, und nachdem er geschrien hatte „wo ist Krishna?“- fiel er in Ohnmacht!
In Anbetracht von Shri R.K.s außergewöhnlichen Verhaltensänderungen und seines Geisteszustandes entband Mathur Biswas, der Schwiegersohn von Rani Rashmoni, von seiner Priestertätigkeit, übertrug die täglichen Gottesdienste dem Neffen von Shri R.K. namens Hriday und ernannte diesen auch zur Aufsichtsperson für Shri R.K..
Nach und nach besuchten nun einige große spirituell Erhabene Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Gegenden Indiens die Tempelanlage in Dakshineswar, wie zum Beispiel der berühmte Vedantin Troylanga Swami sowie Tota Puri. Sie unterrichteten Shri R.K. in „Vedanta Darshan“ und sahen voller Erstaunen, wie Shri R.K. ins „Nirbikalpa-Samadhi“ (ohne die Transfiguration also ohne Dualität ohne/absolut) hinaufstieg!
Allmählich verbreitete sich Shri R.K.s Ruf als eine bemerkenswerte spirituelle Persönlichkeit, zuerst in Bengalen. Ab ca. 1879 begann der Besucherstrom zusammengesetzt aus allen Gesellschaftsschichten zu wachsen. Es waren Rechtsanwälte, Ärzte, Professoren, Philosophen, Journalisten,Lehrer, Regierungsbeamten, Hausfrauen und gemeine Bürger. Sie alle erlagen Shri R.K’s. infantiler Schlichtheit sowie seiner klaren Exegetik und viele blieben bis zu seinem Ableben an seiner Seite!!
Shri R.K. selbst lebte im Tempelkomplex, in einem recht kleinen Zimmer mit Balkon und Blick auf den Ganges. Ich persönlich bin wiederholt in diesem Zimmer gewesen und habe neben seinem Bett am Boden Platz genommen und gemeinsam mit Gläubigen meditiert!
Shri R.K. verstarb, an Kehlkopfkrebs erkrankt, am 16. August 1886 in einem Gartenhaus in Kashipur, unweit von Kolkata.