Die Guna-Tattva

Die Guna-Tattvas: Das Guna-Prinzip:

Wir haben die Prakriti als integralen Bestandteil von Parambrahma kennengelernt. Diese Ergänzungsqualität von Prakriti ist wie das Meer und die Wellen, das Eis und die Kälte, das Feuer und die Hitze etc.

Obwohl gemäß Sämkhya-Darshan die Prakriti autark und für die Gestaltung der Schöpfung vollkommen alleine zuständig ist, ist gemäß Vagabad-Gita jedoch nur der Parampurusha die einzige und letzte Instanz, ohne dass eine zweite für das Werden – Sein – Vergehen erwähnt wird. Er ist statisch und dynamisch zugleich und auch darüber hinaus (siehe: Vagavad-Gita, 14).

Die Ursache und Wirkung des Genius der gesamten Schöpfung und ihrer Geschichte ist die Prakriti „Prakritiriha mulakäranasya sangamätram“. Sie ist also Rudiment und Kausalität. Als obligatorische Reflexion des Höchsten ist sie auch unendlich und ewig, formlos und ohne Offenbarung (abyakta). Die Ausgestaltung der Schöpfung ist nur die Manifestation (byakta) von Shakti in ihrer Transformation (abyaktadini bhutäni etc., siehe: Vagavad-Gita 2/28). Prakriti im Zustand der Exposition geht immer einher mit den drei Gunas (troigunnya). Die Etymologie des Wortes „Guna“ ist insofern interessant, als dass es sich demgemäß um drei „positive“ Eigenschaften handeln müsste. Das negative Gegenstück sind die „dosha“, die im Ayurveda als „Tridosha“ eine wichtige Rolle spielen.

Die drei Gunas sind: Sattva, Rajas, Tamas. Der Mensch, die Fauna und Flora, ja alle „Elemente“ dieser Welt tragen diese drei Eigenschaften – mehr oder weniger ausgeprägt (siehe: Vagavad-Gita 18/40).

Die Natur der Gunas ist unterschiedlich.

Zum Beispiel:

Sattva: das Weiße: die primäre Tugendhaftigkeit. Bei der Dominanz von Sattva entwickelt sich Wissen, eine spirituelle Neigung, Freude und Harmonie.

Rajas: das Rote: das Dynamische, Temperamentvolle, Leidenschaftliche.

Tamas: das Schwere: das Dunkle, das Unwissende, Lethargische und Einfältige.

Während des umfassenden Untergangs des Universums (mahä-prayla) befinden sich die drei Gunas in einem ausgeglichenen Verhältnis (abyakta). Die Schöpfung setzt bei einer Disharmonie der Gunas ein, mit subtilem Klang – die Brahma-Näda.

In leblosen Substanzen ist Sattva-Guna durch Tamas vollständig verdeckt. Deshalb sind sie bewusstseins- und bewegungslos. Aber Rajas bleibt hier noch aktiv.

In Bäumen und anderen Pflanzen dominiert Tamas. Sattva und Rajas haben einen geringen Einfluss. Deshalb besitzt die Welt der Pflanzen gewisse Empfindungen und ein gewisses Bewusstsein. In der Tierwelt sind alle drei Gunas wahrnehmbar, aber Sattva-Guna unterliegt aufgrund der Dominanz von Rajas und Tamas.

Beim Menschen sind im Allgemeinen alle drei Gunas recht klar erkennbar, jedoch sind die spezifischen Qualitäten von Sattva-Guna, wie z. B. Intellekt, Gewissen, Unterscheidungsvermögen, Vernunft bei den Individuen in sehr unterschiedlichen Ausprägungen anzutreffen.

Deshalb kann laut hinduistischer Dharma-Lehre der spirituelle Weg eines Aspiranten nur unter Berücksichtigung seines Guna-Status bestimmt werden!

Grundsätzlich ist Ziel und Zweck aller spirituellen Übungen (sadhanä), Rajas und Tamas zu sublimieren, Sattva-Guna zur vollen Entfaltung zu bringen und schließlich Sattva-Guna zu transzendieren (trigunätita), um die Befreiung (moksa) zu erlangen.

Bemerkung:

  • In Vivekachurämani von Ädi Sankarächärya werden zwei Arten von Sattva-Guna erwähnt. Suddha und Misra. Das besagt, dass die drei Gunas eine Korrelation haben.
  • In Vagavad-Gita 2/45 sagt Sri Krishna:

„… troigunna vishya Veda nistroigunno bhabärjuna …“

Übersetzt heißt dies: „Die Veden sprechen von drei Gunas, Arjuna, du sollst die drei Eigenschaften transzendieren!“

Aber

  • In Vagavad-Gita 15/15 sagt Sri Krishna dagegen von sich selbst:

Ich selbst bin die Erkenntnis, der Inhalt, der Verfasser, der Erläuterer und die Manifestation der Veden“ usw.

Frage: Ist das ein Widerspruch?

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